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  • Antisemitismus in Berlin

Der Hass ist Alltag geworden

Israelischer Gastronom Yorai Feinberg wird mit antisemitischen Mails und Anrufen bedroht

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 3 Min.

»Das ist Antisemitismus pur«, sagt Yorai Feinberg und deutet auf einen Stapel mit Papieren. Auf den DIN-A4-Blättern hat der Gastronom, der das gut laufende israelische Restaurant »Feinberg's« in der Fuggerstraße in Schöneberg betreibt, einige der Hassmails ausgedruckt, die ihn in den letzten Tagen erreicht haben. Sie stammen alle von dem gleichen Absender: Einem gewissen Ludwig Fischer.

Natürlich ist dies nicht der echte Name des Mannes, der dem 36-jährigen Israeli fast täglich wüste Beleidigungen und Drohungen in Form von elektronischen Nachrichten schickt. Doch das Pseudonym des Internettrolls - Ludwig Fischer war ein hochrangiger SA-Führer und von 1939 bis 1945 Gouverneur im besetzten Warschau - ist Programm. In einer Mail vom Montag heißt es etwa: »Du bist am falschen Ort und wir haben eure Holocaust-Lüge satt.« Oder: »Ihr kapiert es nie, ihr spielt ewig die Opfer-Nummer. Verpiss dich du Missgeburt.«

Seit einiger Zeit schon bekomme er unzählige antisemitische Hassmails wie diese, erzählt Feinberg. Auch Morddrohungen per Telefon, antisemitische Gästebewertungen bei Google und Angriffe mit Böllern habe es auf sein Restaurant in den vergangenen Monaten gegeben. Angefangen hätten die Hassattacken im vergangenen Dezember, nachdem Feinberg einen Vorfall vor seinem Restaurant gefilmt und ein Video davon ins Internet gestellt hatte. Auf dem Video ist ein älterer Mann zu sehen, der Feinberg minutenlang judenfeindlich beschimpft.

Die diversen Angriffe auf sein Lokal hat Feinberg ebenso wie den obsessiven antisemitischen Internertroll mit NS-Pseudonym bei der Polizei angezeigt. Die Hassmails leitet er allesamt weiter an das LKA. Doch passiert ist bisher wenig. Mit Ausnahme der Verbalattacke im Dezember sind alle Anzeigen ergebnislos eingestellt worden. Es sei überwiegend nicht gelungen, »Tatverdächtige bzw. die jeweiligen Urheber der entsprechenden Hasskommentare zu identifizieren«, heißt es zur Begründung von der Pressestelle der Berliner Generalanwaltschaft.

In einem Fall sei das Verfahren wegen einer gutachterlich attestierten Schuldunfähigkeit des Beschuldigten eingestellt worden. »Ich habe das Vertrauen in die Staatsanwaltschaft inzwischen verloren«, sagt Gastronom Feinberg. Die Täter würden sich durch die scheinbare Machtlosigkeit der Behörden zusätzlich animiert fühlen, glaubt er.

Am Wochenende hatte Feinberg einen Teil der Hassmails auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. »Ich wollte der Öffentlichkeit eine Kostprobe davon geben, mit welchem Hass ich tagtäglich konfrontiert bin«, sagt Feinberg. Sein Beitrag wurde prompt gelöscht, das Profil vorübergehend gesperrt. Angeblich habe der Gastronom gegen die »Standards hinsichtlich Hassrede« verstoßen.

Mike Samuel Delberg, Repräsentant der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, ist über die Reaktion des sozialen Netzwerks empört. »Es kann nicht sein, dass Facebook einen Beitrag von einem Juden löscht, der sich gegen Antisemitismus zur Wehr setzt«. Er forderte von dem sozialen Netzwerk mehr Sensibilität im Umgang mit kritischen Posts über Hassreden. Delberg war selbst zwischenzeitlich von Facebook gesperrt worden, nachdem auch er Feinbergs Beitrag verbreitet hatte.

Von der Polizei forderte Delberg ein aktives Vorgehen gegen die antisemitische Hetze gegen Restaurantbesitzer Feinberg. Es sei ein Unding, dass in Deutschland ein jüdischer Bürger über die Medien und die Öffentlichkeit nach Hilfe suchen müsse, »weil Polizei und Staatsanwaltschaft offenbar hilflos gegenüber Antisemiten sind«. Als Zeichen der Solidarität rief Delberg alle Berliner zu Besuchen im »Feinberg's« auf.

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