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Mit Thora und Bestnoten
Jüdische Traditionsschule in Charlottenburg hat Berlins besten Abiturjahrgang
»Ich bin unendlich stolz«, sagt Rabbiner Yehuda Teichtal und zeigt auf ein Foto auf seinem Smartphone. Dort sind sechs Schüler mit Doktorhut und Talar zu sehen. In der einen Hand hält jeder der Jugendlichen freudestrahlend eine Rose. In der anderen halten sie ihre Abiturzeugnisse: Mit einem Notendurchschnitt von 1,37 sind die Schüler der Jüdischen Traditionsschule am Spandauer Damm in Charlottenburg 2018 Berlins beste Abiturklasse. Damit liegt die Schule vor dem Französischen Gymnasium, das als öffentliche Schule in Tiergarten mit einem Schnitt von 1,67 Platz zwei belegt. Der dritte Platz geht an die private Berlin Cosmopolitan School in Mitte mit einem Notenschnitt von 1,72. »Das fantastische Ergebnis zeigt, dass unser Ansatz, gelebtes Judentum mit bildungsfördernder Innovation zu verbinden, einwandfrei funktioniert«, sagt Rabbiner Teichtal. Der 46-Jährige ist Gemeinderabbiner der Jüdischen Gemeinde zu Berlin und Vorsitzender des orthodox-chassidischen Jüdischen Bildungszentrums Chabad, das die Schule seit 2005 betreibt.
Die Jüdische Traditionsschule ist eines von zwei jüdischen Gymnasien in Berlin. Die Schule steht allen Kindern und Jugendlichen unabhängig von ihrer Religions- und Gemeindezugehörigkeit offen. »Unser Ziel ist es, dem einzelnen Schüler durch so viel individuelle Betreuung wie möglich einen guten Start ins Leben zu ermöglichen«, sagt Teichtal. Dank kleinerer Klassen als an öffentlichen Schulen sei das möglich. An der Jüdischen Traditionsschule lege man besonderen Wert auf die charakterbildende Funktion von Bildung. »Wir stellen den moralischen und ethischen Wert von Bildung in den Vordergrund«, sagt der Rabbiner. Die Lehre von der jüdischen Tradition gehe dabei Hand in Hand mit der Vermittlung von profanen Lehrinhalten.
Ganz besonders freut den Rabbiner, dass die Schüler des diesjährigen Abiturjahrgangs zum ersten Mal eine Prüfung im Leistungskursfach Hebräisch ablegen konnten. Das ist nicht nur für die Schule neu, sondern überhaupt in Berlin und Deutschland einmalig. »Damit haben wir einen weiteren Meilenstein in der jüdischen Bildungslandschaft gesetzt«, sagt Teichtal selbstbewusst und fügt hinzu: »Schon bald kommt die nächste Etappe.« Der Rabbiner meint damit den Bau des »Pears Jüdischer Campus«, der auf dem Gelände der Chabad-Gemeinde an der Westfälischen Straße in Wilmersdorf geplant ist. Ende Juni gab es den symbolischen ersten Spatenstich für das Projekt. Der Neubau soll sieben Stockwerke mit einer Gesamtfläche von rund 7000 Quadratmetern umfassen. Geplant sind eine Kita, eine Sporthalle, eine Bibliothek, ein Jugendclub, ein Kino und Veranstaltungsräume. »Unsere Schule platzt aus allen Nähten. Wir haben eine wachsende Nachfrage und brauchen dringend mehr Räumlichkeiten«, sagt der Rabbiner. Kosten soll das Projekt laut Teichtal rund 18 Millionen Euro. Gebaut werden soll bis Ende 2020. Bisher habe man schon zwölf Millionen Euro sicher. Finanziert wird das bundesweit einmalige Projekt aus einer Mischung an Zuwendungen. So hat der Bund zwei Millionen Euro zugesichert, Berlin beteiligt sich mit rund 2,4 Millionen Euro aus den Töpfen des Sondervermögens Infrastruktur der Wachsenden Stadt (SIWA). Hauptsponsor ist die britisch-jüdische Pears Foundation, nach der der Campus benannt wird. Weitere Spenden kommen von der Stiftung Lebendige Stadt, der Sparkassenstiftung sowie von Unternehmen. »Ich bin überzeugt, dass die restlichen Gelder zusammenkommen«, sagt Teichtal. Der Campus sei nicht nur für die Gemeinde, sondern auch für Berlin wichtig. Man wolle mit dem Vorhaben Brücken bauen. Man wolle keine dezidiert religiöse Einrichtung nur für Gemeindemitglieder sein, sagt er. Vielmehr verstehe man den Campus als »ein Haus der Begegnung«. »Wie unsere Schule soll auch der Campus offen für jedermann sein«, sagt Teichtal.
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