Rostock bewirbt sich um Buga
LINKE warnt: Fördermittel für die Bundesgartenschau könnten bei sozialen Projekten fehlen
Wo eine Brücke die Warnow überspannen, ein Stadtpark auf der ehemaligen Müllkippe wachsen, ein Strand in der Stadt und neue Radwege entstehen sollen: Dort wollen sich leitende Vertreter der Bundesgartenschau-Gesellschaft am Donnerstag über diese und weitere Projekte der Rostocker Buga-Planer informieren. Bei dieser Gelegenheit wird Oberbürgermeister Roland Methling (Unabhängige Bürger) die Bewerbung der Hansestadt um die Bundesgartenschau 2025 überreichen. Der Hauptausschuss der Bürgerschaft hat ihm dazu am Dienstagabend auf einer Sondersitzung mehrheitlich grünes Licht gegeben.
Getagt hatte das Gremium auf Antrag der LINKEN. Sie stellt sich nicht grundsätzlich gegen das gut 100 Millionen Euro teure Projekt, will es jedoch »kritisch begleiten«. Die Fraktion befürchtet, dass Gelder, die der Buga zufließen, dann anderswo fehlen. So etwa für die Förderung von Kitas, Schulen, Sportstätten und benachteiligten Stadtteilen.
Methling blickt zuversichtlich auf das Buga-Konzept und bekräftigte im Hauptausschuss: »Wir schaffen das!« Finanziell sieht der OB offenbar keine Hürden auf dem Weg zur Gartenschau. Die Stadt verfüge über 25 Millionen Euro flüssige Mittel für Investitionen, und das Land Mecklenburg-Vorpommern habe sich positiv zur Rostocker Bewerbung geäußert. Man dürfe mit Fördermitteln rechnen, dazu gebe es positive Signale seitens der Ministerien, so Methling sinngemäß.
Der Linksfraktion sind solche Signale allerdings zu vage. Sie vermisst konkrete Aussagen seitens der SPD/CDU-Regierung in Schwerin, so etwa zur Höhe möglicher Förderung. Einige Zeit lang war hier und da von 60 Prozent der Kosten zu hören, aber irgendwo festgeschrieben ist weder diese noch eine andere Zahl.
Fördermittel für die Buga gewährt das Land einer schuldenfreien Stadt wie Rostock allerdings wohl lieber als Schwerin, das tief in den roten Zahlen steckt. Die Stadt wollte sich ebenfalls um die Bundesgartenschau 2025 bewerben, verzichtete jedoch darauf, als es von der Regierung einen gehörigen Dämpfer bekam: Mit Geld vom Land könne die Hauptstadt nicht rechnen, sie solle sich erst mal um die Konsolidierung ihrer eigenen Finanzen kümmern, ehe sie sich an eine Großveranstaltung wage.
Schwerin ist nicht die erste Stadt, die von weiteren Bemühungen um eine Bundesgartenschau Abstand nahm. Nordrhein-Westfalens Millionenstadt Köln hatte ebenfalls eine Bewerbung für 2025 erwogen, befürchtete jedoch, die Sache werde mit wirtschaftlichem Verlust enden und verzichtete. Sowohl Bochum, ebenfalls in NRW, als auch das niedersächsische Osnabrück hatten sich seinerzeit um die Schau 2015 beworben, zogen sich aber gleichfalls wegen finanzieller Risiken zurück. Das hatte in Nordrhein-Westfalen auch Duisburg getan, das die Buga im Jahr 2011 gern ausgerichtet hätte - doch dann überwog die Angst vor zu hohen Kosten.
Mittlerweile gibt es Anzeichen dafür, dass auch das nordrhein-westfälische Wuppertal, bislang Konkurrent von Rostock im Falle einer Buga-Bewerbung für 2025, von solchen Plänen absieht. Anfang Juli hatte der Stadtrat eine Entscheidung dazu zurückgestellt. Und aus der Landwirtschaft gibt es Befürchtungen: Durch die Buga würden Acker- und Waldflächen verloren gehen. Darüber hinaus unterliegt Wuppertal einer Verpflichtung, keine neuen Schulden zu machen.
Solche Probleme hat Rostock nicht. Eine Entscheidung, ob die Schau im Jahr 2025 dort stattfindet, könnte schon im August fallen. »Die Chancen für die Stadt sind gut«, ist aus Buga-Kreisen zu hören.
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