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Kundgebung erinnert an Wehrhahn-Anschlag

Rohrbombe verletzte zehn jüdische Migranten / Urteil gegen rechten Tatverdächtigen wird für nächste Woche erwartet

  • Lesedauer: 2 Min.

Düsseldorf. In Düsseldorf erinnert das Bündnis »Düsseldorf stellt sich quer« am Freitag mit einer Gedenkkundgebung an die Opfer des Wehrhahn-Anschlags vor 18 Jahren. Am 27. Juli 2000 war eine Rohrbombe am S-Bahnhof Wehrhahn explodiert und hatte zehn Menschen zum Teil schwer verletzt. Ein ungeborenes Baby wurde im Mutterleib getötet. Die Opfer waren überwiegend jüdische Migranten aus der ehemaligen Sowjetunion.

Erst im Januar 2017 wurde ein Tatverdächtiger mit rechtsextremistischem Hintergrund festgenommen und wegen versuchten Mordes in zwölf Fällen angeklagt. Die Staatsanwaltschaft habe lebenslange Haftstrafe gefordert. Die Verteidigung des Angeklagten Ralf S. (51) forderte einen Freispruch, wie eine Sprecherin des Landgerichts in der nordrhein-westfälischen Stadt am Donnerstag sagte. Das Urteil des Landgerichts Düsseldorf wird für nächste Woche erwartet. Bereits im Mai hatte das Gericht den Mann auf freien Fuß gesetzt, da es keinen dringenden Tatverdacht mehr sah.

Im Prozess um den Bombenanschlag hatte ein ehemaliger Mithäftling des Angeklagten vor Gericht ausgesagt, dass dieser ihm die Tat gestanden habe. »Ich habe die Kanaken in meinem Viertel in die Luft gejagt«, habe er ihm wörtlich gesagt, berichtete der 44-Jährige am Donnerstag: »Er hat damit geprahlt.«

Er habe ihm das zunächst alles nicht geglaubt und auch von dem Anschlag nichts gewusst. Dennoch habe er die Äußerung 2014 einer JVA-Beamtin im Gefängnis von Castrop-Rauxel mitgeteilt. Die habe im Internet recherchiert und gesagt, dass es tatsächlich im Juli 2000 einen Anschlag gegeben habe, der dazu passe. »Die ist ganz blass geworden«, sagte der Zeuge. Dann sei er einige Tage später von der Polizei dazu vernommen worden. Der Zeuge, inzwischen Rettungsassistent, berichtete weiter, der Verdächtige sei nach dem Pfingststurm »Ela« 2014 im Gefängnis ganz unruhig geworden. Er habe »Ausrüstung« in einem Depot in Ratingen bei einem Märchenwald und wollte kontrollieren, ob es durch den Sturm beschädigt worden sei. Er habe mehrfach um Ausgang gebeten. epd/nd

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