Trumps Null-Toleranz trifft Kinder
Weiterhin mehr als 700 minderjährige Einwanderer in Gewahrsam der US-Behörden
US-Präsident Donald Trump tritt als harter Mann gegenüber den Einwanderern auf, die aus Zentralamerika illegal über die mexikanische Grenze in sein Land kommen. »Null Toleranz« nennt er die Politik. Die trifft seit Wochen vor allem Kinder, die mit ihren Eltern eingereist sind, von ihnen getrennt wurden und jetzt allein in den USA sind.
Vertreter der Regierungen von El Salvador, Guatemala, Honduras und Mexiko haben sich deshalb Ende vergangener Woche in der honduranischen Hauptstadt Tegucigalpa mit James McCament getroffen. Der Mann von der Nationalen Sicherheit des Nachbarn im Norden sollte Aufschluss geben, was mit den noch mehr als 700 Kindern geschieht, die von ihren wieder in den Süden abgeschobenen Eltern getrennt worden sind. »Ich hatte von diesem Treffen erwartet, dass man uns mehr Einzelheiten über die Situation der Kinder geben würde, die von der Politik der Null-Toleranz betroffen sind«, sagte die salvadorianische Vize-Außenministerin Ludivina Magarin anschließend laut »New York Times«. »Das war aber nicht der Fall.«
Der Termin für die Zusammenführung der Eltern und Kinder, den ein amerikanischer Bundesrichter gesetzt hatte, ist am letzten Mittwoch abgelaufen. Nach Angaben der US-Regierung sind mindestens 1800 Minderjährige, die von ihren Familien nach dem Grenzübertritt getrennt wurden, wieder bei ihren Familien. Allerdings bleiben noch mehr als 700 Kinder in Gewahrsam der US-Behörden. Laut amerikanischer Regierung konnten 431 Kinder nicht ihren Eltern übergeben werden, weil diese die USA inzwischen wieder verlassen hätten. »Wir haben weder Informationen über die von ihren Eltern getrennten Kinder bekommen noch, warum sich das alles verzögert«, sagte ein Mitarbeiter des mexikanischen Außenministeriums. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation ACLU sind es genau 711 offene Fälle. Zu den ungelösten Fällen erklären die Verantwortlichen in den USA, die Kinder hätten nicht übergeben werden können, weil ihre Eltern die Bedingungen für eine sichere Überstellung nicht erfüllten.
Die mexikanische Tageszeitung »El Universal« sieht andere Gründe: Von »Chaos« bei den US-Grenzbehörden schreibt das Blatt. Die Regierung Trump versuche den Eindruck zu erwecken, dass das Problem gelöst sei. Aber die Grenzbeamten der USA hätten zum Teil keine Ahnung, wo die Eltern der nördlich der Grenze zurückgebliebenen Kinder sich überhaupt aufhalten. Viele seien nicht registriert, sondern einfach nach Mexiko abgeschoben worden, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Mitarbeiter der US-Grenzagentur. Hunderte Kinder seien deshalb jetzt allein in den Internierungszentren.
Mexiko könnte möglicherweise helfen. Denn die aus den USA abgeschobenen Einwanderer haben sich, so die Zeitung, mit ihren Dokumenten aus El Salvador, Honduras und Guatemala - den Hauptherkunftsländern - ja in Mexiko ausweisen müssen. Und hier seien sie registriert worden.
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