Piraten, Hexen und Dracula erfreut übers Wetter
Bei den Theater-Open-Airs in Mecklenburg-Vorpommern klingeln in diesem Jahr die Kassen
Dank des stabilen Sommerwetters sind die Ränge der meisten Theater-Open-Airs in Mecklenburg-Vorpommern besser gefüllt als im vergangenen Jahr, als es viel regnete. »Wenn es so weitergeht, schaffen wir 65 000 Besucher, was wir letztes Jahr verfehlt haben«, sagte der Intendant des Piraten-Open-Airs in Grevesmühlen (Nordwestmecklenburg), Peter Venzmer. Das wäre Rekord für das Action-Theater, dessen jährlich neue Geschichten in der Karibik um das Jahr 1700 angesiedelt sind. Die diesjährige Episode heißt »Spanish Cuba«.
Allerdings sei die Hitze auch eine Belastung für die Darsteller, die in teils schweren Kostümen stecken, so Venzmer. »Wenn wir bei der Sonntagnachmittagvorstellung bei 30 Grad und mehr spielen, ist das schon eine Herausforderung«, sagte Venzmer. »Man kann ja nicht mit freiem Oberkörper auftreten.« Es entstünden Mehrkosten, da im künstlichen See der Freiluftbühne wegen der starken Verdunstung öfter Wasser nachgefüllt werden müsse. Das vor allem auf Touristen und Familien zielende Unterhaltungsstück wird bis zum 8. September außer montags täglich gespielt.
Bei den Open Airs der Vorpommerschen Landesbühne Anklam - Nummer eins sind die Vineta-Festspiele in Zinnowitz auf Usedom - liegt die Besucherzahl bisher um 15 Prozent über dem Vorjahresniveau, wie Sprecherin Martina Krüger berichtete. »Wir lieben das Wetter.« Die Zuschauer seien entspannt und gut gelaunt. Auch komme das neue Vineta-Stück mit dem neuen Bühnenbild und den sehr märchenhaften Kostümen sehr gut an. Im »Chapeau Rouge« in Heringsdorf werde es allerdings für Darsteller und Technikmitarbeiter schon schweißtreibend, wenn die Sonne aufs Dach brenne.
Bei der Müritz Saga in Waren (Müritz) ist Intendant Nils Düwell zur Halbzeit optimistisch, in diesem Jahr die schon lange angepeilte Marke von 20 000 Zuschauern zu knacken. »Dieses Jahr sind die Bedingungen für alle, die Open Air machen, einfach gut«, stellte er fest. Hitzeprobleme hätten seine Darsteller nicht. »Wir spielen am Abend, am Tag können sie an der Müritz liegen.« Das Ensemble entführt die Zuschauer in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges; in diesem Jahr heißt die Episode »Im Bann des Hexenjägers«. Auf der Bühne agieren elf Schauspieler, 25 Kleindarsteller und auch drei Pferde. Pro Abend können knapp 1200 Besucher die Vorstellung verfolgen, gespielt wird bis zum 25. August.
Auch bei den Störtebeker-Festspielen in Ralswiek hofft man in der 26. Saison auf einen besseren Verlauf als 2017. Das Stück »Ruf der Freiheit« ist der erste Teil eines fünfteiligen Zyklus um die Abenteuer des Piraten. Das Theaterspektakel mit 140 Mitwirkenden, 30 Pferden und vier auf dem Bodden kreuzenden Koggen wird bis zum 8. September 66 Mal aufgeführt. Im vergangenen Jahr sahen rund 338 000 Zuschauer das Piratenabenteuer, 13 000 weniger als Jahr davor.
In Schwerin gingen am Samstagabend die Schlossfestspiele 2018 mit der letzten von 19 Vorstellungen der Open-Air-Inszenierung von Puccinis Oper »Tosca« zu Ende. Mit 16 136 Zuschauern blieb das »Tosca«-Geschäftsergebnis unter den Erwartungen, wie ein Sprecher des Mecklenburgischen Staatstheaters am Sonntag mitteilte. Die Veranstalter hatten auf 30 000 Besucher gehofft. Die 18 Vorstellungen des Schauspiels »Dracula« nach Bram Stoker im Innenhof des Schweriner Schlosses waren hingegen komplett ausverkauft - 7900 Zuschauer wurden dort gezählt. Das Publikum lobte beide Inszenierungen.
Generalintendant Lars Tietje sagte, die Nachfrage nach italienischer Oper auf dem Alten Garten sei seit Jahren rückläufig. Die Entscheidung, die Schlossfestspiele inhaltlich breiter aufzustellen, sei deshalb richtig gewesen. Mit »Dracula« wurde erstmals wieder seit vielen Jahren der Schlossinnenhof bespielt. Im Sommer 2019 soll dort das Mantel- und Degenstück »Cyrano de Bergerac« gezeigt werden, auf dem Alten Garten das Erfolgsmusical »Anatevka«. dpa/nd
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