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Palästinensische Aktivistin Ahed Tamimi aus Gefängnis entlassen
Italiener wegen Wandbild von Widerstandsikone vorübergehend festgenommen
Nabi Saleh. Die zur palästinensischen Widerstandsikone gewordene Ahed Tamimi ist am Sonntag nach einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe in ihr Dorf im Westjordanland zurückgekehrt. »Ich danke allen, die mich während dieser Strafe unterstützt haben«, sagte die 17-Jährige bei ihrer Ankunft. »Der Kampf gegen die Besatzung geht weiter.« Zwei Italiener, die im israelisch besetzten Westjordanland ein Wandbild Tamimis angefertigt hatten, wurden von israelischen Sicherheitskräften vorübergehend festgenommen.
Ahed Tamimi und ihre ebenfalls freigelassene Mutter Nariman Tamimi waren nach Angaben der israelischen Behörden am frühen Morgen ins besetzte Westjordanland gebracht worden. Rund hundert Menschen bereiteten ihr bei der Rückkehr ins Dorf Nabi Saleh einen begeisterten Empfang.
»Ich bin froh, wieder bei meiner Familie zu sein«, sagte Tamimi bei einer kurzen Pressekonferenz. »Meine Freude ist allerdings getrübt wegen all der Gefangenen, die immer noch in Haft sind.« Fragen von israelischen Journalisten lehnte sie jedoch ab, weil sie sich von deren Medien ungerecht behandelt fühlte.
Tamimi besuchte auch das Grab des Palästinenserführers Jassir Arafat in Ramallah und legte dort Blumen nieder. Anschließend traf sie Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, der nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Wafa unter anderem ihren Kampf für »Freiheit und Unabhängigkeit« lobte.
Tamimi war im Dezember festgenommen worden, nachdem sie gemeinsam mit ihrer Cousine zwei israelische Soldaten im Hof ihrer Familie beschimpft sowie mit Fußtritten und Ohrfeigen traktiert hatte. Laut einem im Internet verbreiteten Video reagierten die schwer bewaffneten Soldaten jedoch nicht und zogen sich schließlich zurück, als die Mutter Nariman Tamimi auf sie einredete. Alle drei wurden festgenommen, die Cousine wurde bereits im März wieder freigelassen.
Tamimi war zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung 16 Jahre alt. Das Mädchen wurde in den vergangenen Jahren wiederholt handgreiflich gegenüber Israelis. Israelische Medien beschrieben sie als »Provokateurin, die es versteht, ihre Taten zu medialisieren«. Der Familie wird vorgeworfen, ihre junge Tochter für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.
Wie empfindlich die israelischen Behörden in dem Fall reagieren, zeigte die vorübergehende Festnahme zweier Italiener, die im Westjordanland ein Wandbild mit dem inzwischen weltbekannten Konterfei Tamimis angefertigt hatten.
Wie die israelische Polizei am Sonntag mitteilte, wurden die Männer wegen des »Verdachts der mutwilligen Beschädigung« der Grenzanlage in der Nähe von Bethlehem gefasst. Am Abend wurden sie wieder freigelassen - unter der Auflage, Israel binnen 72 Stunden zu verlassen. Nach Angaben ihres Anwalts dürfen sie in den kommenden zehn Jahren nicht wieder einreisen.
Italiens Außenminister Enzo Moavero Milanesi erklärte, er sei »erleichtert« über die Festnahme. Sein Ministerium stand nach eigenen Angaben in dem Fall mit den israelischen Behörden in Kontakt. AFP/nd
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