Europa knausert

Nelli Tügel über neue Fluchtrouten und alte Ideen

  • Nelli Tügel
  • Lesedauer: 2 Min.

Was macht eigentlich Gerald Knaus? Während alle Welt über Mesut Özils Despotenselfie debattiert, hat der »Vater« des EU-Türkei-Deals eine »Idee«: ein zentrales Aufnahme- und Abschiebelager für Flüchtlinge in Spanien. Also im Grunde das, was die EU-Kommission auch will und - wenig sensibel - »kontrollierte Zentren« nennt. Nix Neues und doch: In Anbetracht des Sommers der Salvinis erscheint Knaus, der zumindest Seenotrettung gutheißt und Aufnahmezentren als »menschenwürdig« attribuiert, geradezu als Wahrer eines europäischen Restanstandes. Man muss allerdings beide Augen in Sachen Menschenrechte feste zudrücken, um in dem EU-Türkei-Deal ein Erfolgsmodell zu erkennen. Kann sein Architekt Ratgeber für eine »neue Flüchtlingspolitik« sein? Wohl kaum.

Die Verlagerung der Fluchtrouten nach Spanien - Hintergrund des von Knaus geäußerten Vorschlages - zeigt einmal mehr, dass Abschottung Tote produziert, aber an Migration nichts ändert. Diese hat es immer gegeben und wird es geben, selbst wenn die wohlfeilen Versprechen des »Helfens in den Herkunftsländern« eines Tages erfüllt sein sollten. Menschenrechte indes hat es nicht immer gegeben, gibt es nicht für jeden und wird es nicht mehr geben, wenn niemand für sie eintritt. Und »europäische Solidarität« von den Regierenden, wie allenthalben gefordert? Ein frommer Wunsch. Das muss die Zivilgesellschaft selbst in die Hand nehmen: Die »Seebrücke«-Proteste sind ein Hoffnungsschimmer in einem Europa, das mit Menschenrechten zunehmend knausriger wird.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -