Zwischen Marabú und Missernte

Kubas Landwirtschaft steckt seit Langem in der Krise

  • Lesedauer: 2 Min.

Kubas Landwirtschaft sucht seit der zweiten Hälfte der 1980er Jahre Wege aus der Krise. Erst war es das agroindustrielle Modell sowjetischer Prägung, welches, so kubanische Agrarexperten, nicht mehr funktionierte. Bodenverdichtung, ausgelaugte Äckerflächen und mangelnde Arbeitsmotivation hatten dafür gesorgt, dass die Erträge trotz ausreichender Düngemittel und Pestizide zurückgingen, schreibt Agrarexperte Armando Nova in einem seiner zahlreichen Beiträge.

Anfang der 1990er Jahre rutschte der kubanische Agrarsektor, in dem auch heute noch rund 20 Prozent der Bevölkerung arbeiten, mit der Auflösung des sozialistischen Rats für Gegenseitiger Wirtschaftshilfe dann in eine existenzielle Krise. Von der intensiven, inputlastigen Agrarwirtschaft sowjetischen Typs musste von heute auf morgen umgestellt werden: auf einen ressourcenschonenden Landbau, der in der Realität oft ohne Dünge- und Pflanzenschutzmittel auskommen musste. Die Folge war eine Produktionskrise: Die Erträge gingen zurück, weshalb die damalige Regierung von Fidel Castro mehr Menschen aufs Land schickte, um Lebensmittel zu produzieren. »Plan Alimentario« hieß das Projekt, welches genauso scheiterte wie die Umstellung der Zuckerrohrindustrie Anfang der 2000er Jahre. Damals war der Preis pro Tonne Rohrzucker so niedrig, dass die kubanischen Offiziellen den Zuckeranbau zurückfuhren, die Hälfte der Zuckerrohr verarbeitenden Fabriken schlossen, um fortan mehr Lebensmittel für die Versorgung der Bevölkerung zu produzieren. Die Importe von Lebensmitteln waren auf rund zwei Milliarden US-Dollar angeschwollen, weil die Erträge bei der Hühnermast genauso wie in der Viehwirtschaft und dem Anbau von Obst, Gemüse und Co. schlicht nicht die Nachfrage deckten.

Kuba muss rund siebzig Prozent der auf der Insel konsumierten Kalorien importieren - einige Quellen sprechen gar von 85 Prozent. Ein Dilemma, an dem sich trotz immer neuer Reformen wenig geändert hat. Trotz der Vergabe von rund 1,5 Millionen Hektar brachliegendem, mit den Wucherpflanzen Marabú und Aroma bedecktem Staatsland an private Kleinbauern ab 2007 ist der erhoffte Produktionsschub ausgeblieben. Auch 2017 wurden Lebensmittel für rund 1,8 Milliarden US-Dollar importiert und an dem Grundproblem hat sich nichts geändert - Kubas Agrarwirtschaft ist unproduktiv und braucht neue Konzepte. bb

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!