38 Jahre und 10 000 Arbeitsstunden

Älteste Sternwarte Mecklenburg-Vorpommerns nach langer Zeit wiedereröffnet

  • Lesedauer: 2 Min.

Remplin. Ende Juli - pünktlich zur jüngsten Mondfinsternis - öffnete die wohl älteste erhaltene Sternwarte Mecklenburg-Vorpommerns in Remplin, heute Ortsteil der Stadt Malchow, nach Jahrzehnten der Restaurierung ihre Tore für Besucher.

Die Geschichte des über 200 Jahre alten Gebäudes ist eine besondere: 1793 ließ Graf Friedrich von Hahn, der sich auf Schloss Remplin ein Chemielabor und physikalische Instrumentensammlung anlegte, sein Gartenhaus zum Observatorium umbauen. Der heute restaurierte Turm entstand um 1800, doch fünf Jahre später starb der Graf und seine Sternwarte wurde immer weniger als solche genutzt, bis sie schließlich verfiel.

Im Sommer 1979 entdeckte Dietmar Fürst, der damals Lehrer in Berlin war, mit einer Jugendgruppe das verfallene Gemäuer, erzählt er. Er fotografierte es und wollte mehr wissen: »Ich war voll interessiert und habe herausgefunden, dass das eine Sternwarte war.«

Im Jahr darauf beschloss er mit einigen Gleichgesinnten ein »bisschen aufzuräumen«. Seit nunmehr 38 Jahren kommt die Gruppe immer im Sommer für zwei Wochen zum Arbeitseinsatz. Zu DDR-Zeiten war das gar nicht so leicht, sagt Fürst: »Geld war knapp, Material war knapp.« Angefangen hätten sie 1980 mit nur sechs Leuten, heute seien es 30 bis 35. Von der Ursprungsbesatzung seien immer noch vier dabei.

Insgesamt etwa 10 000 Arbeitsstunden haben sie in die Restaurierung investiert, sagt Fürst, der heute der Vorsitzende des Fördervereins ist. »Und wie viel Geld kann man gar nicht sagen. Wir hatten drei Währungen in der Zeit.« Seit der Wende gaben etwa das Landwirtschaftsministerium, die Gemeinde Malchin, Stiftungen oder Sponsoren etwas dazu. Mittlerweile hat die Sternwarte auch wieder ein Teleskop. Ein Tele-skophersteller habe ein gebrauchtes Gerät gesponsort, das vorher in Köln im Einsatz gewesen sei.

Heute ist Fürst 65 Jahre alt, im letzten Jahr bekam er für seine Verdienste um die Sternwarte das Bundesverdienstkreuz. Damals, als er mit seinen Schülern die Sternwarte entdeckte, war er Lehrer für Physik, Mathematik und Astronomie, erzählt er. Aber in dem Job habe er nur zehn Jahre gearbeitet, bevor er als hauptamtlicher Mitarbeiter an die Archenhold-Sternwarte in Berlin-Treptow wechselte. »Die größte Vollsternwarte Europas«, sagt er nicht ohne Stolz. Kürzlich ging er in den Ruhestand. »Ich wünsche mir, dass die Leute weiter am Ball bleiben und wir gemeinsam Spaß haben. Und dass uns die Stadt gewogen bleibt«, wünscht sich Fürst. In Zukunft wolle er öfter aus Berlin nach Remplin kommen. dpa/nd

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