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Späte Einsicht
Jürgen Amendt über den Lehrermangel in Deutschland
Anfang dieses Jahres schlugen die beiden Bildungsforscher Dirk Zorn und Klaus Klemm Alarm. Allein in den Grundschulen müssten bis 2025 aufgrund steigender Schülerzahlen und des geplanten Ausbaus der Ganztagsschulen rund 105 000 neue Lehrkräfte eingestellt werden, rechneten die beiden in einer Studie vor. In diesem Zeitraum würden aber lediglich 70 000 Absolventen ihr Lehramtsstudium abschließen. Auch die KMK hat mittlerweile die Bedarfslücke zugestanden, nachdem sie jahrelang sinkende Schülerzahlen und damit einen zurückgehenden Lehrerbedarf erwartete.
Doch diese Einsicht kommt reichlich spät - und sie kann die Personalnot an den Schulen nicht mehr ändern. Bundesweit fehlen schon heute Lehrkräfte, weil die Länder in Erwartung sinkender Schülerzahlen immer weniger Lehrernachwuchs ausgebildet haben. Nicht überall ist der Mangel allerdings gleich groß; vor allem die reicheren Länder wie Baden-Württemberg und Bayern können ihren Personalbedarf durch das Abwerben von Lehrkräften aus anderen, finanzschwächeren und damit weniger gut zahlenden Bundesländern decken.
Immer häufiger greifen deshalb gerade die ärmeren Länder auf sogenannte Quer- und Seiteneinsteiger in den Lehrerberuf zurück. Spitzenreiter ist Berlin; hier waren 2017 mehr als 40 Prozent der neu eingestellten Lehrkräfte Quereinsteiger, also Fachkräfte, die zwar einen Hochschulabschluss, aber nicht auf Lehramt studiert haben. Bundesweit betrug ihr Anteil zwölf Prozent.
Quereinsteiger müssen aber die fehlenden pädagogischen und didaktischen Kompetenzen erst erlernen. Um den Personalmangel langfristig zu beheben, müssen die Länder wieder mehr Lehrer ausbilden.
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