Kein Opfer, sondern Täter

Ulrike Kumpe über Alex Jones und seinen Versuch, sich zum Opfer zu stilisieren

In einem Tweet schreibt der texanische Verschwörungstheoretiker Alex Jones, dass die Sperrung seiner Konten auf Facebook, Apple oder Youtube Zensur sei. Er schließt seinen Tweet mit den Worten ab: »Wir sind alle Alex Jones.« Die richtige Antwort darauf kann nur sein: »Nein, sind wir nicht!«

Jones ist kein Opfer eines Anschlages religiöser Fanatiker wie die Diskothekenbesucher in Paris, die Einkaufspassagenbesucher in Beirut oder die Redakteure der französischen Satirezeitschrift »Charlie Hebdo«, in dessen Kontext dieser Ausspruch via Twitter virulent wurde. Aus »Je suis Charlie« wurde schnell »Nous sommes tous Charlie«, wir sind alle »Charlie«. Es sollte ein Zeichen der Solidarität sein: mit den ermordeten Zeichnern, für die Hinterbliebenen. Es sollte auch ein solidarisches Zeichen für das sein, wofür die Zeitschrift stand, für eine kritische Auseinandersetzung mit der französischen Gesellschaft.

Eine solche Solidarität fordert Jones jetzt für sich ein. Er versucht sich gemein zu machen mit den Opfern von Hasspredigern, wie er selbst einer ist. Er fordert dafür Solidarität, weiter gegen Transgender, Muslime oder Migranten auf Online-Plattformen hetzen zu dürfen und dafür »Fake-News« als Wahrheit verbreiten zu dürfen. Also nein, wir sind nicht Alex Jones.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -