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  • Einsatz von Uran-Munition

Serbien und Russland gemeinsam gegen die NATO

Moskau will Belgrad bei der Klage gegen das westliche Militärbündnis wegen des Kriegseinsatzes von Uran-Munition unterstützen

  • Elke Windisch, Dubrovnik
  • Lesedauer: 3 Min.

Es war Balsam, das Maria Sacharowa, die Sprechern des russischen Außenamtes, am Wochenende in Belgrad in die Wunden ihrer Gesprächspartner tröpfeln ließ. Moskau werde Bitten Serbiens um Unterstützung bei einer Klage gegen die NATO prüfen. Es geht dabei um die Verwendung von abgereichertem Uran bei den Bombardements im Kosovo-Krieg. Es sei »absurd«, so die russische Diplomatin, dass Soldaten der Allianz, die an den Kampfhandlungen teilgenommen hatten, bereits Entschädigungen für Leiden erhielten, die sie sich durch den Einsatz von Uran-Bomben und Munition zugezogen hätten, die eigentlichen Opfer indes bisher leer ausgegangen seien. Gemeint war die Bevölkerung Belgrads und anderer serbischer Ballungszentren.

Trotz harscher Kritik aus Moskau hatte die NATO im März 1999 militärisch in den Kosovo-Konflikt eingegriffen und dies mit »Abwendung einer humanitären Katastrophe« begründet. Die Kämpfe zwischen der UÇK - der Befreiungsarmee der mehrheitlich von Albanern bewohnten und nach Unabhängigkeit strebenden Region - und Belgrads Polizeikräften waren seit 1996 stetig eskaliert. Dabei kam es zu zahlreichen Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung des jeweils anderen.

Der Einsatz von Uranmunition ist nicht verboten, aber umstritten. Die Strahlung liegt um etwa 40 Prozent unter der von Natur-Uran. Die Weltgesundheitsorganisation sieht daher kein explizites Gefährdungspotenzial, Vereinigungen der Zivilgesellschaft wie »Ärzte für die Verhütung des Atomkriegs« hingegen schon. Auch Serbien hat eine signifikante Erhöhung von Tumoren und Missbildungen bei Kindern festgestellt, die nach 2000 zur Welt kamen. So jedenfalls Umweltminister Goran Trivan im letzten Juni bei der Gründung einer ressortübergreifenden Kommission, die die Folgen der NATO-Bombardements für Gesundheit und Umwelt aufarbeiten soll. Neben abgereichertem Uran gehe es dabei auch um andere toxische Stoffe. Bei den Angriffen seien auch Chemieanlagen, darunter erdölverarbeitende, zerstört worden. Die Folgen seien »nicht weniger dramatisch«.

Proben wurden gleich nach Kriegsende aus den verseuchten und inzwischen weitgehend dekontaminierten Gebieten gezogen und zum größten Teil auch bereits analysiert. Die neue Kommission soll den Rest aufarbeiten und die bereits gesammelten Daten mit neusten wissenschaftlichen Erkenntnissen und modernster Technik verifizieren. Es gehe dabei um »Wahrheit und Objektivität«. Eine Klage, so einer der Ko-Vorsitzenden des Gremiums, der Physiker Aleksandar Jovović, werde nur dann Erfolg haben, wenn die internationale Gemeinschaft die gesammelten Beweise anerkennt.

Die Kommission, die aus Medizinern, Physikern, Biologen und Juristen besteht, werde, so Umweltminister Trivan, »völlig unabhängig von der Politik arbeiten«. Serbien beschuldige niemanden, sei jedoch dem Schutz seiner Bürger und seiner Biosphäre verpflichtet und erwarte von den Ländern, die an den Angriffen beteiligt waren, »Empathie für die Geschehnisse.«

Mangelnde Empathie für die serbische Zivilbevölkerung warf Belgrad dem Westen schon während des Kosovo-Krieges vor. Anders als Russland hätten sich Europa und die USA nur für die Leiden der albanischen Kosovaren interessiert. Selbst dann noch, als die damalige Chefanklägerin des Haager Kriegsverbrechertribunals, Carla del Ponte, der Weltöffentlichkeit Beweise für die Verbrechen der UÇK präsentierte

84 Prozent der Serben sind daher gegen einen NATO-Beitritt und für eine strategische Partnerschaft mit Russland. Den höchsten Anteil von NATO-Gegnern hat Belgrad. So das Ergebnis von Umfragen des Instituts für europäische Angelegenheiten. Der kritische Belgrader Thinktank macht dafür in seinem Kommentar der Umfrageergebnisse auch die Zögerlichkeit der Regierung bei der Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit verantwortlich. Die Gesellschaft solle in steter Spannung gehalten werden. Damit wollten die Eliten vom eigenen Versagen 1999 und von ihrer Unfähigkeit ablenken, mit Kosovo einen für beide Seiten akzeptablen Kompromiss für die umfassende Normalisierung der Beziehungen auszuhandeln.

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