Durch die Decke

Personalie

Zehntausende Zuschauer, die es kreischend von den Sitzen riss, ein japsender Sportreporter, der, wenn ihm nicht die Stimme ganz versagte, vor allem Worte wie »Irrsinn« oder »Wahnsinn« herausbrachte: Das war der Wettbewerb im Stabhochsprung bei der Leichtathletik-EM in Berlin.

Gleich drei Springer nahmen die 5,90 Meter im ersten Versuch, als würde es sich um eine lockere Trainingseinheit handeln. Zwei von ihnen durchbrachen auch noch die »Schallmauer« von sechs Metern. Und einer, ja, der übertraf mit 6,05 Metern alle anderen, einschließlich sich selbst, und das gleich mehrfach: Armand Duplantis. Der erst 18-jährige Schwede verbesserte seine bisherige persönliche Bestleistung und den U20-Weltrekord von 5,93 Meter gleich dreimal hintereinander und konnte es nicht fassen. »Ich hoffe einfach, dass ich morgen aufwache und es noch wahr ist«, sagte er. Nur zum Vergleich: Bei der Weltmeisterschaft 2017 in London übersprang allein Goldmedaillengewinner Sam Kendricks (USA) 5,95 Meter.

Dass Duplantis, der in den USA lebt und gerade die High School absolviert hat, aber durch die Herkunft seiner Mutter auch die schwedische Staatsangehörigkeit besitzt, ganz oben mit dabei sein könnte, kam nicht unerwartet. Vater Greg Duplantis war selbst ein 5,80-Meter-Springer, baute für ihn eine Stabhochsprunganlage in den heimischen Garten und trainiert ihn bis heute. Schon mit sieben Jahren stellte Armand Duplantis eine erste Weltbestleistung auf und brach danach viele weitere Nachwuchsrekorde.

Nun ist er der jüngste Springer, der je die sechs Meter geschafft hat; die zweieinhalbfache Deckenhöhe im durchschnittlichen Neubau. Höher als seine 6,05 Meter sprang im Freien bisher nur der Ukrainer Sergej Bubka. Mit seinem großen Vorbild, dem Franzosen Renaud Lavillenie, der für ihn inzwischen auch ein fast väterlicher Freund ist und die Bronzemedaille gewann, drehte Duplantis am Sonntag in Berlin zusammen die Ehrenrunde. Um an dessen Hallenweltrekord von 6,16 Metern zu arbeiten, hat er noch viel, viel Zeit.

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