- Kommentare
- Lehrermangel
Quereinsteiger können es auch
Maria Jordan über Lehrpersonal ohne Ausbildung
Dass man unbedingt Musik und Sport auf Lehramt studiert haben muss, um in diesen Mangelfächern eine gute Lehrkraft zu sein, möchte ich bezweifeln. Wichtiger scheint es, dass der oder die Lehrende dieser Fächer musikalisch beziehungsweise sportlich ist. Dieses Gefühl festigt sich, wenn ich an meinen schief singenden Musiklehrer - der zu allem Überfluss auch noch ein Beatles-Fan war - oder an meinen übergewichtigen schnaufenden Sportlehrer denke, der nie auch nur eine Übung vorführen konnte.
Ein Literaturwissenschaftler hat mit Sicherheit die Kompetenz, Kindern nicht nur das Lesen, sondern auch die Leidenschaft für Bücher zu vermitteln. Ähnliches gilt für weitere Fächer. Quereinsteiger sind inzwischen in fast allen Berufen gefragt - wegen ihrer Expertise und ihrer, seien wir mal ehrlich, fehlenden Fachidiotie. Zudem sind mitnichten alle Lehramtsabsolvent*innen automatisch auch gute Lehrer*innen.
Das eigentlich Fragliche ist doch die Praxis: Die nicht pädagogisch ausgebildeten neuen Lehrkräfte werden vor Beginn des Schuljahres eine Woche lang einen Crashkurs machen. Dann sollen sie ein paar Wochen von einer erfahrenen Lehrkraft unterstützt werden - dafür die eingestellten Pensionäre. Das war’s. Das eigentliche Problem ist also nicht, dass Quereinsteiger*innen an Schulen lehren. Sondern dass diese vom Senat ins kalte Wasser geschmissen werde, der so deutlich zeigt: Sie sind bloß Lückenfüller, die die Statistik aufbessern.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.
Vielen Dank!