Kleine Beeren und eine rätselhafte Pilzkrankheit

In Mecklenburg-Vorpommern hat die Sanddorn-Ernte begonnen, doch der Ertrag lässt sehr zu wünschen übrig

  • Iris Leithold, Ludwigslust
  • Lesedauer: 3 Min.

In Mecklenburg-Vorpommern hat die Sanddorn-Ernte begonnen. Die Sanddorn Storchennest GmbH in Ludwigslust erwartet aufgrund der Trockenheit eine deutlich geringere Ausbeute als in den vergangenen Jahren. »Der Behang ist gut, aber die Beeren sind sehr klein«, sagte Geschäftsführerin Silvia Hinrichs zum Erntestart am Montag. Das Unternehmen ist mit rund 120 Hektar Plantagen einer der größten Anbaubetriebe der »Zitrone des Nordens« bundesweit.

»Wir werden bei Weitem nicht das Ernteergebnis von 2017 erreichen«, sagte Hinrichs. Damals sei die Ernte mit 85 Tonnen sehr gut ausgefallen. Normal seien 50 bis 70 Tonnen - doch in diesem Jahr rechnet Hinrichs nur mit etwa 35 Tonnen. Um die Sträucher zu schonen, sollen die Zweige mit den Beeren nur auf die Hälfte des sonst Üblichen heruntergeschnitten werden, erklärte sie. Im kommenden Jahr hofft Hinrichs dann auf mehr Regen und eine umso größere Ausbeute.

Auch die Erntefläche liegt nach Hinrichs Worten mit knapp 15 Hektar unter dem langjährigen Mittel von 20 bis 25 Hektar. Fast 30 Mitarbeiter und Erntehelfer seien seit Montag im Einsatz, um die dornigen Zweige mit den kleinen, orangefarbenen Beeren von den Sträuchern zu schneiden. Im Betriebshof wird das Ganze schockgefrostet, eine Maschine rüttelt die Beeren anschließend von den Zweigen. Die Ernte werde voraussichtlich vier Wochen dauern, sagte Hinrichs. Es gebe frühere und spätere Sorten.

Ein zweiter großer Sanddorn-Anbauer ist das Unternehmen Forst Schneebecke in Alt Steinhorst bei Marlow (Landkreis Vorpommern-Rügen). Inhaber Benedikt Schneebecke berichtet ebenfalls von massiven Trockenschäden. Die Beeren seien höchstens halb so groß wie in anderen Jahren, rund 20 Prozent seien gänzlich vertrocknet und abgefallen, sagte er. Geerntet werde auf 14 Hektar, die Sanddorn-Anbaufläche erstrecke sich über 65 Hektar. Die Ernte beginnt nach seinen Worten am kommenden Montag.

Silvia Hinrichs geht aufgrund der Trockenheit von einer höheren Konzentration an Inhaltsstoffen aus. Wichtig ist neben Vitamin C auch der Gehalt an Mineralstoffen, Spurenelementen und weiteren Vitaminen. Die Konzentration werde in einem Labor geprüft, sagte sie. Anschließend werde entschieden, ob die aktuelle Ernte aus Ludwigslust als »Premium-Edition« zu einem höheren Preis verkauft werden könne.

Kopfzerbrechen bereitet Hinrichs eine Krankheit, möglicherweise eine Pilzkrankheit, die seit einigen Jahren bei Sanddorn-Sträuchern im Nordosten beobachtet wird. »Vor zwei Jahren haben wir eine vier Hektar große Plantage verloren«, sagte sie. Das Feld habe gerodet werden müssen. In diesem Jahr sei noch nicht recht zu erkennen, was Dürre- und was Pilzschäden sind. Hingegen habe sich die Sanddorn-Fruchtfliege, die ebenfalls seit einigen Jahren in Deutschland zu beobachten ist, bislang nicht als Problem für den Anbau in Ludwigslust erwiesen. Auch Schneebecke ist betroffen: Eine drei Hektar große Plantage am Rand seines Anbaugebietes sei zu 70 Prozent abgestorben und werde nächstes Jahr gerodet.

Agrarminister Till Backhaus (SPD) hatte vor einigen Wochen von dem Sanddorn-Sterben im Nordosten berichtet. Am Hochufer von Ahrenshoop seien bereits ganze Bestände tot, hatte er gesagt. In Teilen Rügens sowie zwischen Börgerende und Heiligendamm gebe es ebenfalls abgestorbene Sanddornsträucher. Er bezeichnete die Lage als dramatisch und kündigte ein umfangreiches Monitoring im Land mit Probeentnahmen und Untersuchungen an. dpa/nd

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.