Nicht hinnehmen

Ines Wallrodt über die Spaltung des Arbeitsmarkts in Ost und West

Es ist eine alte Tatsache, dass im Vergleich zum Westen in Ostdeutschland weniger Betriebe tarifgebunden sind und die Zahl der Gewerkschaftsmitglieder unter den Beschäftigten erheblich geringer ist. Beides hängt miteinander zusammen und gehört wiederum zu den Ursachen für die anhaltende Spaltung am Arbeitsmarkt, die sich unter anderem in längeren Arbeitszeiten und geringeren Einkommen ausdrückt. Es ist richtig, sich mit dieser Ungleichheit der Lebensverhältnisse nicht abzufinden und die Bundesregierung in die Verantwortung zu nehmen. Aber sind die Ossis nicht auch ein bisschen selber schuld? Wer hindert sie denn daran, sich einer Gewerkschaft anzuschließen? Das würde auf jeden Fall helfen.

Doch so einfach ist es nicht. In Ostdeutschland sind alle Strukturmerkmale, die auch im Westen zu »weißen Flecken« führen, besonders ausgeprägt: Die Wirtschaft basiert auf kleinen und mittleren Betrieben vor allem im Dienstleistungssektor. Große Industrieunternehmen, in denen Gewerkschaften traditionell stark sind, fehlen weitgehend, dafür gibt es umso mehr prekäre Jobs. Bei den Älteren spielt die Delegitimierung von Gewerkschaften durch ihre Indienstnahme in der DDR ebenso eine Rolle wie die Erfahrung von Machtlosigkeit angesichts des Kahlschlags in der Ost-Wirtschaft nach der Wende.

Das alles sind Erklärungen. Und doch, all das ändert nichts daran. Schwierig hin oder her: Am Ende führt nichts daran vorbei, dass sich die Ostdeutschen gewerkschaftlich organisieren und für ihre Interessen kämpfen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -