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Lachreactions
Reaktionen auf den Fall der Schauspielerin und Regisseurin Asia Argento
Der Schauspielerin und Regisseurin Asia Argento wird vorgeworfen, 2013 einen minderjährigen Schauspielkollegen missbraucht zu haben. Diese Nachricht gibt Anlass für unzählige, leider erwartbare, aber vor allem widersprüchliche Reaktionen. Denn sobald ein mutmaßliches Opfer männlich ist, wird sich mit Relativierungen nur so gegenseitig übertroffen. Die Relativierungen treffen entweder betroffene Männer oder betroffene Frauen, je nachdem von wem man die hegemoniale Männlichkeit gerade mehr bedroht sieht. Die eine Fraktion belächelt das mutmaßlich Geschehene: Männer schreiben die Kommentarstränge voll mit Aussagen, wie »Ist doch geil«, »So schlimm war’s bestimmt nicht«, »Sowas soll mir auch mal passieren« oder klicken einfach auf die Lachreaktion unter verlinkten Artikeln bei Facebook.
Tobias Rapp, »Spiegel«-Redakteur, schrieb beispielsweise auf seinem Profil: »[...] Dass ausgerechnet Sex mit Asia Argento einen siebzehnjährigen Ex-Kinderstar so sehr traumatisiert, dass er nie wieder arbeiten kann, will mir allerdings nicht in den Kopf.« Männer als Betroffene werden nicht ausschließlich, aber vor allem von anderen Männern, nicht ernst genommen. Es wird von »Sex« gesprochen, der Missbrauch, der zumindest im Raum steht, nicht mal als Option anerkannt.
Ein »Ich will nicht« kommt in einem Weltbild, in dem Männer nur als ständig Sexwillige existieren, einfach nicht vor. Genau das macht es so schwer für sie, über ihre Betroffenheit zu sprechen. Männer sollen hart, potent und mächtig sein, so wird es von der Gesellschaft gefordert und ist dem nicht so, wird das mit Spott bestraft. Die zweite Fraktion thematisiert männliche Betroffenheit nur dann, wenn es gilt, feministische Ambitionen zu delegitimieren. Strukturelle Gewalt wird mit dem Verweis darauf, dass Frauen ja »genauso schlimm« seien, einfach weggewischt. Auch hier werden die Betroffenen nicht ernst genommen. Sie werden instrumentalisiert, um Frauen zum Schweigen zu bringen, es werden Schicksale gegeneinander ausgespielt und am Ende noch behauptet, Feministinnen seien schuld daran, dass über Gewalt gegen Männer nicht berichtet wird, was wenn man sich die angesprochenen männlichen Reaktionen anschaut, nicht mehr als ein Pappkamerad ist. Denn genau das thematisieren Feministinnen ja immer wieder: toxische Männlichkeit und ihre Folgen - unter denen auch Männer leiden.
Was stets auf der Strecke bleibt, ist Empathie und wirkliche Bereitschaft, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Nähme man es ernst, würde man sich über so einen Fall nicht freuen, ihn nicht, je nachdem, wie es gerade passt, als Werkzeug benutzen. Man würde auch unter Männern etablieren, sich gegenseitig zuzuhören, zu helfen, sich für Beratungsangebote einzusetzen. Und es gäbe wahrlich keinen Grund zum Lachen.
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