Mesale Tolu ist zurück in Deutschland

Die Ulmerin kündigte nach ihrer Rückkehr am Sonntag an, für die kommenden Gerichtsverhandlungen in ihrem Fall wieder in die Türkei zu reisen

  • Kevin Hoffmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Am Sonntagmittag landete Meşale Tolu gemeinsam mit ihrem Sohn am Stuttgarter Flughafen. Seit mehr als 17 Monaten läuft nun das Gerichtsverfahren gegen die Ulmer Journalistin. Sieben Monate musste Meşale Tolu mit ihrem Sohn in türkischer Untersuchungshaft verbringen. Weitere zehn Monate sollte es dauern, bis sie nun endlich auch die Türkei verlassen durfte.

Auf dem Weg zum Flugzeug, dass sie und ihren Sohn nach Deutschland bringen sollte, twitterte Tolu »Nach 17 Monaten geht es zurück nach Hause.« Ein Wermutstropfen trübt das Bild jedoch: Ihr Mann Suat Çorlu, der ebenfalls in der Türkei angeklagt ist, kann die beiden nicht begleiten. Das gegen ihn verhängte Ausreiseverbot wurde nicht aufgehoben.

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Am Flughafen wurden Meşale Tolu und ihr Sohn von Familie, Freunden und ihrem Unterstützerkreis empfangen. »Ich bin zwar heute hier, aber Hunderte Journalisten nicht. Ich kann mich daher nicht wirklich freuen, es hat sich in der Türkei, in der ich eingesperrt war, nichts verändert«, so Tolu bei einer Pressekonferenz nach ihrer Ankunft in Deutschland. Vielmehr sei laut Tolu Recep Tayyip Erdoğan zum Alleinherrscher geworden, was für die Menschen noch mehr Repression bedeute.

»Mir geht es gut, aber ich denke, ich werde Zeit brauchen, das Ganze zu verarbeiten«, beschreibt Tolu ihre Gefühle nach der Landung. Sie sei vor allem nach Deutschland zurückgekehrt, damit ihr Sohn in Deutschland in Sicherheit leben kann.

Tolu stellte nochmals klar, dass sie die Vorwürfe der Türkei gegen sie zurückweist und sich keiner Schuld bewusst sei. Sie kündigte zudem an, für die kommenden Gerichtsverhandlungen in ihrem Fall wieder in die Türkei zu reisen. »Man mag das für naiv halten, aber ich denke, dass ich im Recht bin.« Ebenso betonte Tolu, dass die Vorwürfe, die der türkische Staat gegen sie erhebt, nichts besonderes seien, sondern in ähnlicher Form gegen Zehntausende Menschen benutzt werden.

Das Vorgehen der türkischen Behörden gegen Journalisten und Oppositionelle bezeichnete Tolu als willkürlich. Dass ihr Mann die Türkei weiterhin nicht verlassen darf, sieht sie als einen Beweis für eben diese Willkür. »Ich werde mich auch weiter für die Freiheit der in der Türkei Verhafteten einsetzen«, bekräftigt Tolu ihre Absichten. »Die Solidarität und Unterstützung aus Deutschland hat mir sehr viel Kraft gegeben.« Vor allem während der Zeit im Gefängnis seien die Unterstützung und die Medienberichte in Deutschland extrem wichtig für sie gewiesen, so Tolu. Nach einiger Zeit mit ihrer Familie und der Eingewöhnung in Deutschland, will Meşale Tolu weiter als kritische Journalistin arbeiten. In der Türkei sei ihr das nicht mehr möglich gewesen, doch hier wolle sie ihrem Beruf wieder nachgehen, so die 33-Jährige.

Ebenso wie Tolu, ist auch der Kölner Adil Demirci in der Türkei wegen »Terrorpropaganda und Unterstützung« angeklagt. Tolu und Demirci arbeiteten beide bei der linken türkischen Nachrichtenagentur ETHA. Auch Demirci sitzt nun bereits seit fast vier Monaten in türkischer Untersuchungshaft. Ein erster Prozesstermin gegen ihn ist für den 20. November angesetzt worden.

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