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24h-Kitas können eine Lösung für Familien sein, meint Falk Steiner

  • Falk Steiner
  • Lesedauer: 3 Min.

Richtig lange Kita-Öffnungszeiten, vielleicht gar 24 Stunden-Betreuung, ist das wirklich böse? Werden die Kinder nur zum Anhängsel einer marktkonformistischen On-Demand-Arbeitsgesellschaft? Müssen nicht Eltern Zeit für ihre Kinder haben? Muss nicht das System sich den Bedürfnissen der Kinder anpassen? Wenn man aus strikt theoretischer Sicht auf die Welt schaut, ist die Antwort auf diese Fragen einfach: ja.

Bloß: diese Sicht geht von falschen Prämissen aus. Die Annahme, dass längere Öffnungszeiten der Kitas der Ausbeutung durch optimale Arbeitskraftverwertung Vorschub leisteten und dadurch Kindern schaden würden, ist Unfug. Der Aufenthalt in einer guten Kita ist für die Kinder nicht per se schlechter als der Kreis der Familie. Erst zusammen, miteinander vereinbart, sind sie wirklich gut für das Kind.

Falk Steiner
Falk Steiner ist Journalist und gelernter Politikwissenschaftler. Seit 2013 arbeitet er als freier Korrespondent im Hauptstadtstudio des Deutschlandradios. Seine Schwerpunkte sind Politik- und Technologiethemen.

Zudem ist das Argument in den meisten Orten eine Illusion: Für viele Eltern ist es unmöglich, Kinder und Beruf halbwegs konfliktfrei zu kombinieren. Und dabei auch sozial nicht unter seinesgleichen zu bleiben – also Schichtarbeiterkinder in einer Kita, Lehrerkinder in einer anderen. Das liegt nicht an zu langen, sondern an zu kurzen, realitätsfernen Öffnungszeiten. Bei einem normalen Vollzeitarbeitstag inklusive Pause zuzüglich Wegstrecke ist in vielen Kitas die Gesamtöffnungszeit überschritten. Nicht 6 bis 18:30 Uhr, sondern 7:30 bis 16 Uhr ist nach wie vor die Realität in den meisten Gegenden dieses Landes. Viele Familien schaffen das nur, in dem Bringen und Abholen gesplittet wird, das Familienleben aufgeteilt wird, versetzt gearbeitet wird, wenn möglich. Noch schwieriger ist es, wenn beide in wechselnden Schichtdiensten arbeiten. Alleinerziehende können ein Vollzeiteinkommen in fast allen Fällen abschreiben – was unmittelbar in den Zusammenhang zur Kinderarmut mündet. Ist das wünschenswert? Sinnvoll? Es gibt Wege: Omas, Opas, Tanten, Onkel. Schön, wer sie hat. Und jene mit hohen Einkommen können sich steuerbegünstigt vom Problem freikaufen: Nannys, Au-Pairs, Babysitter. Ist das Wünschenswert? Besser als ausgebildete Erzieher in der Kita?

Selbst der 24-Stunden-Kita lässt sich einiges abgewinnen. Die Realität in vielen Familien ist, dass Kinder aus Kita und Hort abgeholt werden, dann noch zwei, drei Stunden Familienleben bleiben bis die Kinder schlafen gehen. Natürlich können sich Eltern einbilden, dass sie gerade dann besonders wertvoll für die Entwicklung ihres Kindes wären. Aber viele Kinder hätten deutlich mehr davon, wenn sie auch einmal an einem ganzen Nachmittag mit ihren Eltern ins Freibad gehen können, wenn sie nicht nur aus der Resterschöpfung eines Arbeits- und Kita-Tages miteinander leben.

Steffen Bockhahn lehnt 24h-Kitas ab. Er meint, Kleinkinder gehören ins eigene Bett

Man kann also das Eine tun, ohne das Andere zu lassen: Schutzmechanismen, zum Beispiel im Arbeitszeitgesetz, für Eltern einziehen. Da wäre zum Beispiel der Schutz des Wochenendes als Familienzeit ein besonders hohes Gut, auch verpflichtende Nachtarbeit für Eltern zu untersagen. Ganz konkret hilft aber vor allem eines: macht die Kitas länger auf!

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