- Politik
- Jair Bolsonaro
Präsidentschaftskandidat mit Messer schwer verletzt
Der ultrarechte Jair Bolsonaro wurde bei einem Wahlkampfauftritt attackiert / Zustand sei stabil
Rio de Janeiro. Der ultrarechte brasilianische Präsidentschaftskandidat Jair Bolsonaro ist bei einer Messerattacke während eines Wahlkampfauftritts schwer verletzt worden. Bolsonaro habe »eine Bauchwunde erlitten, die durch einen scharfen Gegenstand verursacht wurde«, teilte das behandelnde Krankenhaus in der südöstlichen Stadt Juiz de Fora nach dem Angriff am Donnerstag mit. Sein Zustand sei »stabil«. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen und erklärte, er habe »auf Anweisung Gottes« gehandelt.
Bolsonaro habe »drei schwere Einstiche in den inneren Organen«, sagten die Ärzte bei einer Pressekonferenz. Dadurch seien innere Blutungen ausgelöst worden. Nach einer Notoperation sei der Zustand des 63-Jährigen aber stabil.
Der Sohn des rechten Politikers, Flavio Bolsonaro, hatte zunächst angegeben, die Verletzung sei nur oberflächlich gewesen, seinem Vater gehe es gut. Später twitterte er: »Leider ist es schlimmer als wir dachten.« Sein Vater habe Verletzungen an Leber, Lunge und Darm erlitten und »viel Blut verloren«.
Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie der 63-jährige Ex-Offizier bei einem Wahlkampfauftritt in Stadt Juiz de Fora im Bundesstaat Minas Gerais angegriffen wurde: Als er auf den Schultern von Anhängern durch die Menge getragen wurde, sticht ein Mann ihm in den Bauch.
Ein Sprecher der Militärpolizei sagte der Nachrichtenagentur AFP, ein 40-jähriger Mann sei festgenommen worden. Er habe ein in Stoff gewickeltes Messer bei sich getragen. Bei dem Verdächtigen handle es sich um einen ehemaligen Aktivisten einer äußerst linksgerichteten politischen Partei.
Einem vorläufigen Bericht der Militärpolizei zufolge sagte der Mann nach seiner Festnahme, er habe »aus persönlichen Gründen« und »auf Anweisung Gottes« gehandelt. Auf einem AFP vorliegenden Polizeivideo sagte der Mann: »Wer mich leitet, ist der Gott, dem ich diene.«
Pedro Augusto Lima Possa, der Anwalt des mutmaßlichen Angreifers, sagte im Sender TV Globo, sein Mandant habe »aus religiösen und politischen Motiven gehandelt, und auch wegen der Vorurteile, die Bolsonaro jedes Mal zeigt, wenn er von Ethnien, Religion oder Frauen spricht«.
Brasiliens Präsident Michel Temer verurteilte den Angriff und wies seinen Sicherheitsminister Raul Jungmann an, die Sicherheit für Kandidaten zu verstärken und umfassend zu ermitteln, wie ein Präsidentensprecher AFP sagte.
Der Rechtspopulist Bolsonaro liegt in einer aktuellen Umfrage für die erste Runde der Präsidentschaftswahl am 7. Oktober vorn. In der zweiten Wahlrunde würde er aber von fast allen anderen Kandidaten geschlagen. Bolsonaro ist ein Verteidiger der Militärdiktatur der Jahre 1964 bis 1985. Er fällt immer wieder mit rassistischen, frauenfeindlichen und homophoben Äußerungen auf.
Bei der Präsidentschaftswahl wäre Ex-Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva von der Arbeiterpartei der eigentliche Favorit. Er sitzt aber nach einer Verurteilung wegen Korruption und Geldwäsche im Gefängnis und darf nach jetzigem Stand nicht antreten. AFP/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.