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Maradona wird wieder Trainer

... und es ist wieder keine besonders gute Idee

Die Fußball-WM 1986 in Mexiko ist die erste, an die ich mich noch heute erinnere. Das lag vor allem an drei Dingen: Ich durfte mal Westfernsehen gucken - den Kindern in meinem DDR-Elternhaus sonst strikt verboten -, und der Fernseher wurde (ebenso ausnahmsweise) schon zum Frühstück für die Zusammenfassungen der Nacht eingeschaltet. Am wichtigsten war jedoch, dass ich zum ersten Mal Diego Armando Maradona sah. Dieser Antritt, diese Dribblings, diese Tore, eine Augenweide. Den Scherz mit der Hand Gottes verstand ich als sozialistisch-atheistischer Jungpionier noch nicht, aber am Ende freute ich mich, dass Argentinien den Titel gegen die BRD holte.

1990 war Maradona schon so dick und langsam geworden, dass sogar Guido Buchwald ihn kontrollieren konnte. Welch Schmach! Der Abstieg begann, und es folgten Dopingsperren, Drogenexzesse, Verhaftungen, Herzinfarkt, Magenverkleinerung und Rücktritt. Die Reihenfolge weiß ich nicht mehr so genau. Kann man sicher bei Wikipedia nachlesen, ebenso Maradonas die folgenden Trainerstationen, von denen nun eine dazu gekommen ist. Ich fürchte, sie wird genauso erfolglos und schnell wieder enden wie all die anderen zuvor.

Trotzdem hat der mexikanische Zweitligist Dorados de Culiacán Maradona als neuen Coach verpflichtet. Wann genau er den Job antritt, ist noch unklar. Zunächst gab es nur einen Willkommensgruß via Twitter: »Willkommen Diego beim großen Fisch!«

Dabei hatte der 57-Jährige erst vor wenigen Monaten als Präsident von Dinamo Brest in Belarus angeheuert. Sein Dreijahresvertrag sah vor, dass er sich um die Repräsentanz und die Entwicklung des Vereins kümmern solle. Doch wie schon so oft zuvor fiel er nach der umjubelten Vorstellung - in einem Panzerwagen, was sonst? - danach eher mit Eskapaden auf. Er gab betrunken am Steuer sitzend Interviews aus Autos heraus oder setzte sich gleich oben aufs Dach und zeigte den Fans seine Nippel. Was ein Weltstar eben so macht, um seinem neuen Verein die erhoffte Publicity zu bescheren.

Offenbar haben die Verantwortlichen in Brest nun aber genug von dem Abenteuer, obwohl das so ganz sicher noch nicht ist. Dennoch sahen die Mexikaner die Gelegenheit, selbst mal im »neuen deutschland« sowie ein paar anderen Gazetten dieser Welt Erwähnung zu finden: Der Klub aus dem westlichen Bundesstaat Sinaloa gab die Verpflichtung Maradonas am Donnerstagabend bekannt.

Ob unter ihm der der dritte Aufstieg in die erste Liga seit der Vereinsgründung 2003 gelingen wird, ist jedoch fraglich. Die ersten beiden von Maradona betreuten argentinischen Klubs gewannen in den 1990er Jahren nur drei von insgesamt 22 Spielen - das habe ich jetzt doch mal bei Wiki nachgelesen. Ähnlich verlief es im aktuellen Jahrzehnt bei zwei Stationen in den arabischen Emiraten. Besonders bezeichnend: Maradona verpasste mit dem Zweitligisten Al-Fujairah SC den direkten Aufstieg. Als der Argentinier weg war, gelang er doch noch über die Relegation. Als Nationaltrainer Argentiniens schaffte Maradona mal die Qualifikation zur WM 2010, flog in Südafrika aber durch ein 0:4 gegen Deutschland raus.

Dass dieser Jahrhundertfußballer mal ein guter Trainer werden könnte, war nie sehr wahrscheinlich. Als Spieler nahm er den Ball und dribbelte einfach drauf los, schneller und versierter als alle anderen. Das macht einen nicht zum gewieften Strategen. Wer nie eine gute Taktik braucht, lernt sie auch nie. Dem Jungpionier in mir tut Maradona jedenfalls leid. Die Spieler von Dorados allerdings noch mehr.

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