Darben im Land der Mittelstürmer

2:1-Arbeitssieg gegen Peru: Dem DFB-Team fehlen vor allem Vollstrecker

  • Lesedauer: 3 Min.

Der Neustart nach dem WM-Absturz liefert Erkenntnisse. Der Bundestrainer lobt die Moral beim Erfolg gegen Peru und vergibt erste Stammplätze. Die Torarmut bleibt weiterhin alarmierend.

Sinsheim. Die letzte Frage des Abends an Joachim Löw durfte ausnahmsweise ein Schüler stellen - und der kleine Jean-Pierre traf exakt den Nerv des wilden Fußballspiels gegen Peru. »Müssen die Spieler auch zehn Liegestütze machen, wenn sie das leere Tor nicht treffen? Oder werden sie anders bestraft?« Der Bundestrainer antwortete nach kurzem Innehalten: »Ab Oktober machen wir das, ja!« Ins herzhafte Lachen der Zuhörer im Pressekonferenzraum der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena ergänzte Löw dann halb im Ernst, halb scherzhaft: »Da müssen sie wahrscheinlich eine ganze Menge machen.«

Schon beim 0:0 der deutschen WM-Verlierer gegen Weltmeister Frankreich war die maue Chancenverwertung ein Thema, das aber von der ermutigenden Defensivleistung übertüncht wurde. Beim spät erzwungenen 2:1 (1:1) gegen wehrhafte Peruaner war der Chancenwucher das große Thema. Löw bewertete die Woche des Neustarts dennoch positiv. »Wir haben die Ziele schon erreicht«, sagte der 58-Jährige. »Eine Jetzt-erst-recht-Reaktion ist zu spüren«, erklärte Löw.

Taktisch und personell hat er erste Korrekturmaßnahmen ergriffen. Aber das größte Manko vor dem Herbst mit den schwierigen Auswärtsspielen in der Nations League am 13. Oktober in Amsterdam gegen Erzrivale Niederlande und drei Tage später in Paris beim Rückspiel gegen die Franzosen bleibt die Torarmut. Deutschland, das Land der Mittelstürmer von Gerd Müller bis Miroslav Klose, hat keinen »Bomber« mehr. In den elf Länderspielen seit der WM-Qualifikation gelangen nur zehn Treffer, fünfmal stand vorne die Null. »Natürlich haben wir keinen, der der Torjäger Nummer 1 ist und der jedes Spiel bombt. So einen Neuner, wie es Sandro (Wagner), Mario (Gomez) oder Miro (Klose) waren, haben wir im Moment nicht«, bemerkte der junge Leverkusener Julian Brandt, der Perus Führung durch Luis Advíncula schnell ausgleichen konnte.

Ein Schützenfest wäre in der starken Anfangsphase möglich gewesen, als der Ball flüssig lief, die Pässe in die Spitze kamen, aber die Offensive um Marco Reus und Timo Werner sich im Chancenauslassen überbot. Am Ende war es ein Abwehrspieler, der den Abend rettete. Debütant Nico Schulz erzielte mit einem Glückstor in der Schlussphase das 2:1. »Der Torwart kann ihn halten. Aber was soll ich sagen, ich freue mich mega«, sagte der Hoffenheimer Lokalmatador.

In vier Wochen kommt die Nationalmannschaft in Berlin wieder zusammen. Dann wird sich in der Nations League weisen, ob der Weg zurück in die Weltspitze führt - oder in die zweite Liga des Wettbewerbs. Der DFB hingegen müht sich derweil, den Wirbel um den Austragungsort des Testspiels gegen Peru zu glätten. Angeblich soll sich DFB-Präsident Grindel gegen das vorgesehene Frankfurt ausgesprochen haben, da er die Befürchtung hegte, dass Eintracht-Ultras kurz vor der Vergabe des EM-Turniers 2024 am 27. September die Bewerbung mit Ausschreitungen oder Bengalos torpedieren könnten. Agenturen/nd Kommentar Seite 4

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