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Die Frau vor den Männern
Monika Sattler fährt die Vuelta - und will andere anspornen, sich ihre Träume zu erfüllen
Wie kamen Sie auf Ihre Pionieridee, die Spanienrundfahrt als erste Frau komplett abzufahren?
Ursprünglich ging es gar nicht um die Vuelta. Ich war zu diesem Zeitpunkt nicht glücklich mit meinem Job. Und ich habe gemerkt, wenn ich jetzt wirklich etwas ändern will in meinem Leben und mein eigenes Ding durchziehen will, dann muss ich das einfach machen. Ich habe also meinen Job bei IBM in Australien aufgegeben und bin mit einer Tasche und sonst nichts nach Malaga gezogen. Die Idee mit der Vuelta kam, als ich den ersten Schritt gemacht hatte und gemerkt habe, es geht. Jetzt komme ich hier mit vielen Menschen ins Gespräch. Die wollen jetzt vielleicht nicht gleich ihren Job hinschmeißen, aber doch etwas machen, was sie sich aber sonst nicht trauen.
In Frankreich gibt es die Inititaive «Donnons des elles au velo». Die Frauen fahren dort die Etappen der Tour de France immer einen Tag vor den Profis und setzen sich für eine Frankreichrundfahrt der Frauen ein. Haben Sie Kontakt miteinander? Das gleiche Anliegen?
Nein, wir haben keinen Kontakt. Ich habe auch erst spät von ihnen erfahren. Meine Message ist auch eher, dass ich Leute inspirieren möchte, dass sie die Sachen, die sie sich wünschen, die ihnen aber unmöglich erscheinen, einfach versuchen zu machen. Das geht über den Radsport hinaus. Wenn mein Beispiel aber Frauen ermutigt, mehr Rad zu fahren und sich in einer von Männern dominierten Umgebung durchzusetzen, ist das auch gut.
Ist bei Ihrer Vuelta-Unternehmung mehr Freude und Vergnügen im Spiel oder doch mehr Verausgabung und Anstrengung? Haben Sie manchmal gedacht: «Warum tue ich mir das alles an?
Diese Momente gab es eigentlich vorher. Ich musste ja alles selber organisieren. Das war alles wesentlich schwieriger als tatsächlich zu fahren.
Sind Sie auf der gesamten Strecke allein oder haben Sie Begleitung?
Nur bei zwei Etappen war ich ganz allein. Ich lade generell Leute ein mitzufahren. Oft kommen Radsportler aus der Region, manchmal ganze Teams und fahren mit mir gemeinsam die Etappe.
Können Sie Ihren Tagesablauf beschreiben, wann Sie aufstehen, wann sie losfahren und wie lange Sie brauchen?
Ich stehe zwischen vier und fünf Uhr auf - um vier, wenn es eine lange und schwere Etappe ist, bei 200 Kilometern zum Beispiel. Dann frühstücken wir um 4.30 Uhr, fahren um fünf zum Kilometer Null, wo die Etappe startet. Und um 5.30 Uhr sitze ich meistens schon auf dem Rad. Ich fahre dann meist bis 13, maximal 15 Uhr zum Ziel. Danach gibt es Mittagessen. Und dann fahren wir noch zum nächsten Hotel. Das kann bei langen Transfers auch noch zwei Stunden dauern. Und dann ist es schon fünf oder sechs Uhr abends. Ich dusche und schreibe danach noch auf, was ich alles gemacht und erlebt habe. Um acht Uhr Abendessen und um neun gehe ich ins Bett.
Sie fahren die originale Vuelta-Strecke. Ist schon alles aufgebaut, wenn sie ankommen? Wie reagieren die Organisatoren, wie die Fans?
Es kommt auf den Tag drauf an. Einmal war die komplette Beschilderung schon da, am nächsten Tag war nichts zu finden. Da habe ich unterwegs gedacht, ich bin auf der falschen Strecke. Inzwischen ist es so, dass die Polizisten an der Ziellinie mich schon kennen. Die lassen mich durch. Es kamen auch schon Leute mit Transparenten, auf denen mein Name stand.
Schauen Sie sich eigentlich auch die Vuelta der Profis an? Sie sind ja schon im Ziel, wenn das Peloton noch auf dem Weg ist.
Nein. Ich versuche, das zu vermeiden, ganz ehrlich. Denn wenn die Profis kommen, gibt es überall Totalabsperrungen. Deshalb versuche ich, so früh wie möglich da wegzukommen, um schnell meine Erholung zu finden.
Die Vuelta-Organisatoren unterstützen Sie?
Sagen wir so: Sie tolerieren mich. Ich habe eine Akkreditierung bekommen. Aber ich habe auch eine Nachricht von ihnen erhalten, dass sie mir verbieten wollen, die letzte Etappe zu fahren, weil die Strecke dann abgesperrt ist. Da muss ich mir noch überlegen, wann ich morgens losfahre, damit ich keine Probleme bekomme.
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