Inspiriert von den Franzosen
Max Slevogt wird 150, die Moderne Galerie in Saarbücken 50
Das Saarland liegt auch für kunstinteressierte Museumsbesucher eher am Rande der Bundesrepublik. Gibt es dort doch wenig Kulturhistorisches zu entdecken. Das könnte sich in diesem Jahr ändern.
Zum 150. Geburtstag des deutschen Impressionisten Max Slevogt bietet das Saarlandmuseum eine Ausstellung mit einigen künstlerischen Leckerbissen. Neben Werken von Slevogt hängen Werke bekannter, überwiegend französischer Maler.
Vertreten sind unter anderem Eugène Delacroix, Édouard Manet, Claude Monet, Pierre-Auguste Renoir, Paul Cèzanne, Camille Pissarro oder auch Vincent Van Gogh. »Slevogt und Frankreich« passe zum Saarlandmuseum wie »ein Maßanzug«, sagt Museumsdirektor Roland Mönig.
Die Ausstellung ist das erste publikumsträchtige Projekt des nach jahrelangen politischen Querelen erst im vergangenen Jahr fertiggestellten Erweiterungsbaus und der Wiedereröffnung der Modernen Galerie.
Zu Slevogts 150., der mit dem 50. Geburtstag der Modernen Galerie zusammenfällt, hat sich das Museum ein besonderes Geschenk gemacht. Zwar gibt es zum Slevogt-Jubiläum in der ganzen Republik Ausstellungen - zwei größere in den Landesmuseen von Mainz und Hannover eröffnen in den kommenden Wochen. Die in Saarbrücken jedoch dürfte eine der Sehenswertesten sein.
Zum einen will das Museum an der Grenze zum Nachbarn seine Frankreich-Kompetenz demonstrieren und noch mehr Franzosen anlocken. Zum anderen wolle das Museum den von der Kunstkritik oft weniger beachteten deutschen Impressionisten »deutschlandweit in den Fokus rücken«, sagt Mönig. Max Slevogt (1868 bis 1931) gilt neben Lovis Corinth und Max Liebermann als einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Freiluftmalerei. Er wirkte vor allem in Berlin und in der Pfalz.
Bei der Konzeption der Ausstellung hat das Museum Pionierarbeit geleistet. Die Ausstellungsmacher haben Werke Slevogts und 26 anderer Maler zum Vergleich nebeneinander gehängt. Sie wollen zeigen, wie sich der Deutsche inspirieren ließ. Verblüffend wie manches Slevogt-Bild in Technik und Bildaufbau dem Werk eines seiner Vorbilder ähnelt.
Es bleibt aber nicht bei der reinen Kopie, sondern mit seiner Technik - der Art wie er »Farben aufs Papier spritze« (Slevogt über Slevogt) - schuf der Deutsche ganz eigene, oft farbenprächtige Bilder. Deutlich wird das etwa beim Vergleich mit der Darstellung eines Tigers von Delacroix oder einer Straßenszene Manets.
Der Großteil der Ausstellungsfläche von 1000 Quadratmetern ist in einem der alten Pavillons am Saarufer untergebracht. Hier wurden die Wände nachtblau gestrichen, was die Wirkung der einzeln angestrahlten Gemälde noch unterstreicht. Ein Trakt im lichtdurchfluteten Neubau ist »Landschaftsbildern« gewidmet, bei denen sich Slevogt etwa von einer Mohnlandschaft Van Goghs oder Arbeiten von Paul Sisley inspirieren ließ.
Zu sehen sind - thematisch gegliedert - 109 Gemälde und 80 Arbeiten auf Papier des deutschen und von 26 anderen überwiegend impressionistischen Malern. 83 Werke kommen aus dem eigenen Bestand. Die anderen sind Leihgaben von Museen und Privatsammlungen aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden. »Slevogt und Frankreich« läuft noch bis zum 13. Januar kommenden Jahres.
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