Nikutta will Obdachlose aussperren

U-Bahnhöfe sollen nachts im Winter nicht mehr offen gehalten werden

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) wollen künftig in der kalten Jahreszeit keine U-Bahnhöfe mehr für Obdachlose öffnen. Grund seien Sicherheitsbedenken, sagte BVG-Chefin Sigrid Nikutta der »Berliner Morgenpost« (Montag). Bislang wurden in Berlin im Winter regelmäßig zwei bis drei U-Bahnhöfe geöffnet, um Obdachlose vor dem Erfrieren zu schützen.

»Wir müssen uns die Frage stellen, ob wir bei der veränderten Situation noch guten Gewissens diese Verantwortung tragen können«, sagte Nikutta. Nachts bleibe der Starkstrom im Gleisbereich eingeschaltet, denn auch nachts würden wegen Bauarbeiten und zum Rangieren Züge fahren. »Bei nicht selten mehreren Dutzend Menschen im Bahnhof, die oft unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stehen, ist das buchstäblich lebensgefährlich«, so die BVG-Chefin.

Hinzu käme auch eine Fürsorgepflicht gegenüber den BVG-Mitarbeitern. »Sie müssen diese Menschen, die aufgrund ihres Alkoholkonsums und wegen Sprachbarrieren nur schwer zu erreichen sind, bitten, die Bahnhöfe zu verlassen«, sagte Nikutta. Die BVG-Chefin betonte jedoch, dass niemand einfach auf die Straße in die Kälte geschickt werde. Man sei sich der sozialen Verantwortung bewusst, brauche aber auch die Unterstützung der Fachleute und Stellen, die dafür zuständig und ausgebildet seien. So könnten beispielsweise die BVG-Sicherheitsmitarbeiter die Notübernachtungen anrufen, die dann einen Wagen vorbeischicken.

Die BVG müsse letztlich aber auch die Interessen der Mitarbeiter und Kunden wahren, die sich saubere und sichere Bahnhöfe wünschten. »Uns ist bewusst, dass das ein heikles Thema ist«, sagte Nikutta.

Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Linke) zeigte sich skeptisch über die BVG-Pläne. »Wir brauchen auch die U-Bahnhöfe, wollen aber mit der BVG reden, wie wir bestehende Probleme - zum Beispiel hygienische Zustände gemeinsam abbauen können«, sagte sie der Zeitung. epd/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -