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Das Geld liegt auf dem Rasen

Die Einnahmen in der Champions League steigen Jahr für Jahr - davon profitieren aber immer nur dieselben Klubs

  • Frank Hellmann, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 4 Min.

Mit Knalleffekten kennt sich Europas Fußball-Union (UEFA) aus. Vor ein paar Monaten war das wieder mal zu beobachten beim Vorprogramm des Champions-League-Finals in Kiew. Beim Warmmachen mussten die eigentlichen Protagonisten von Real Madrid und dem FC Liverpool schon weit vor Anpfiff den Rasen räumen, über den sodann eine Plane gezogen und eine Bühne aufgebaut wurde: für eine pompöse Show mit Sängerin Dua Lipa und ein ohrenbetäubendes Feuerwerk.

Für ihre Königsklasse dreht die UEFA eben gerne am großen Rad. Und neuerdings auch an der Uhr. Seit diesem Dienstag rollt in der Gruppenphase wieder der Ball, doch neuerdings werden jeweils zwei Partien bereits um 18.55 Uhr beginnen, der Rest um 21.00 statt 20.45 Uhr. Mehr Anstoßzeiten bringen schließlich mehr Geld von übertragenden Sendern ein. Nebenbei verschwindet das Premiumprodukt in Deutschland komplett hinter der Bezahlschranke. Das Streaming-Portal DAZN steigt zum wichtigsten Anbieter der Livespiele auf. Das frei empfangbare Fernsehen hat im Preispoker ausgespielt, obwohl das reichweitenstarke ZDF den Vertrag gerne verlängert hätte.

Fernsehzuschauer gehören damit genau wie die Teilnehmer eher elitären Zirkeln an. Spanien, England, Italien und Deutschland speisen mit je vier Fixstartern die Hälfte der 32 Teilnehmer ein. Das erspart den großen Ligen die Playoff-Spiele, in denen im Vorjahr noch die TSG Hoffenheim an Liverpool hängen geblieben war.

Zwar sind immer noch 15 Nationen dabei, aber wer die Landkarte betrachtet, entdeckt riesige weiße Flecken etwa in Skandinavien. Neben Nord- ist auch Osteuropa in weiten Teilen Brachland geworden. Die letzten Fahnen halten der tschechische Außenseiter Viktoria Plzen, der serbische Vertreter Roter Stern Belgrad und das ukrainischen Team von Schachtar Donezk hoch. Immerhin: Russlands Fußball hat sein weltmeisterliches Hochgefühl mit der Präsenz von Lokomotive und ZSKA Moskau erhalten können. Gleichwohl würde es überraschen, würde aus diesem Quintett eine Mannschaft das Achtelfinale erreichen.

Der Eindruck verstärkt sich, dass früher stilprägende Klubs wie Ajax Amsterdam oder PSV Eindhoven nur noch als Beiwerk geduldet sind. In der K.o.-Phase wirken sie dann so überfordert wie im jüngsten Endspiel der Liverpooler Torhüter Loris Karius. Sein Trainer Jürgen Klopp hat danach mal eben 62,5 Millionen Euro ausgegeben, um den brasilianischen Nationaltorhüter Alisson zu kaufen.

Geld ist ja genug da. In dieser Saison schüttet die UEFA allein an die Champions-League-Klubs 2,04 Milliarden Euro aus. An Startgeld gibt es 15,25 Millionen, ein Unentschieden ist neuerdings schon 900 000 (statt 500 000) wert und fürs Achtelfinale kommen weitere 9,5 Millionen aufs Konto. Der Sieger kann insgesamt mehr als 120 Millionen Euro einsacken. 585 Millionen werden erstmals aufgrund einer Rangliste verteilt, in der das Abschneiden der vergangenen zehn Jahre belohnt wird. Der deutsche Branchenprimus FC Bayern bekommt daraus 34,4 Millionen. Einfach so, ohne dass die Münchner in dieser Saison dafür auch nur ein Tor schießen müssten. Diejenigen, die sich ohnehin abgesetzt haben, werden für ihre Dominanz also noch weiter gemästet. Ihre Zuwachsraten liegen gegenüber der Vorsaison bei bis zu 74 Prozent.

So werden die Machtverhältnisse zementiert. Dass es noch einmal zu einem Sensationstriumph wie im Jahr 2004 kommt, als der FC Porto die Königsklasse gewann, scheint ausgeschlossen zu sein. Die immer gleichen Superreichen haben den Wettbewerb mit dem neuen Verteilungsschlüssel in ihren Klammergriff genommen.

Anders war die European Club Association, die Vertretung der Spitzenvereine, die ständig mit einer eigenen Superliga droht, wohl nicht auf Linie zu bringen. Die gängigen Sieger schotten sich gegen alle Eindringlinge ins Establishment ab. Selbst RB Leipzig hat das erfahren: Als Liverpool Naby Keita lockte, war selbst der Brauseklub nicht solvent genug, um dagegen zu halten.

Die fehlende Chancengleichheit kritisiert Georg Pangl, Generalsekretär der Europäischen Ligen, vehement: »Die 32 Topklubs in Europa - und davon sind geschätzt mindestens 50 Prozent immer dieselben - bekommen in den nächsten sechs Jahren insgesamt knapp zwölf Milliarden Euro von der UEFA. Die 700 Profiklubs an der Basis, die es quasi nie schaffen, sich zu qualifizieren, insgesamt 800 Millionen Euro. Das ist für die Zukunft der nationalen Ligen eine Bedrohung.«

Dabei hat der Österreicher auch jene rund 1,7 Milliarden Euro aus internationalen Geldströmen im Blick, die zum Beispiel über Fernseh- und Marketingverträge in dieser Dekade in die Bundesliga injiziert werden. So kann der FC Bayern schon diese Saison über die nationalen und internationalen Medienrechte bis zu 250 Millionen Euro generieren. Eine Viertelmilliarde! Axel Hellmann, Vorstandsmitglied vom Pokalsieger und Europa-League-Starter Eintracht Frankfurt warnt vor einer zu großen Spreizung, »wenn es bei der Verteilung der Erlöse, die es in diesen Sonderwettbewerben gibt, nicht zu einem solidarischen Ausgleich kommen sollte.«

Sein Vorschlag: »Wir müssen uns untereinander stärker organisieren, um Umverteilungen der Erlösströme voranzutreiben.« Doch bei solchen Forderungen stellt sich die UEFA längst taub. Stattdessen sind den Ideen zur Expansion keine Grenzen gesetzt. Angeblich bestehen Planspiele, das Endspiel der Champions League irgendwann auch mal nach New York zu vergeben.

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