Ohne Wucht
Ai Weiweis Selbstbild
Der chinesische Künstler Ai Weiwei hat offenbar ein gespaltenes Verhältnis zu seiner eigenen Kunst. Er präsentiere seine Werke »nicht selbst, nirgendwo, weil ich meine Kunst nicht mag«, sagte Ai dem »Tagesspiegel« (Mittwoch). »Meine Berufsauffassung ähnelt der eines Bauern. Der beurteilt auch nicht jede seiner Kartoffeln danach, wie er sie findet.« »Wenn irgendwann keine Galerie oder kein Museum mehr bei mir anfragt, höre ich sofort damit auf, sie auszustellen«, sagte der 61-jährige Konzeptkünstler, der seit 2015 in Berlin lebt.
Ai ist Schirmherr des 1. Berliner »Human Rights Film Festivals«, das an diesem Donnerstag mit dem Aleppo-Dokfilm »Watani:My Homeland« von Regisseur Marcel Mettelsiefen eröffnet wird. Es läuft bis zum 26. September. Dort wird auch Ais Film »Human Flow« (2017) über die globale Flüchtlingskrise gezeigt. Ai sagte, er begreife sich selbst nicht als Flüchtling, obwohl er von der Definition her einer sei: »Weil ich mich für die Meinungsfreiheit einsetzte, wurde ich in meiner Heimat ins Gefängnis gesteckt und verprügelt.« Doch während andere Flüchtlinge ihr ganzes Leben verloren hätten, könne er als Professor im Westen arbeiten.
Außerdem entfalte seine Kritik an den Zuständen in China »nicht mehr dieselbe Wucht, seitdem ich nicht mehr dort lebe, schon weil ich sie jetzt ohne Risiko äußern kann.« nd
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