Peta klagt gegen Brieftaubensport

Tierrechtsorganisation stellt Strafanzeigen wegen vorsätzlicher Tierquälerei

  • Dieter Hanisch, Kiel
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Tierrechtsorganisation Peta hat zum wiederholten Mal eine große Kampagne gegen den Brieftaubensport unter den Brieftaubenzüchtern gestartet. Bundesweit wurden 22 Strafanzeigen wegen vorsätzlicher Tierquälerei gestellt. Außerdem wurden sechs Veranstalter von Flugwettbewerben angezeigt. Die Tierschützer fordern ein Verbot des mit zigfachen Tod der Vögel endenden Hobbys statt einer möglichen Aufwertung als Weltkulturerbe der Unesco.

Ähnlich wie der Stierkampf dienen aus Peta-Sicht die Brieftaubenwettbewerbe lediglich einer menschlichen Bespaßung, verbunden mit einer hohen Verlustrate. Nach unterschiedlichen Erhebungen beträgt diese zwischen 35 und 75 Prozent. Da die Züchter, sogenannte Reisevereinigungen, ihre Tiere zum Saisonstart beringen und registrieren, kann über den Verlauf der Flugperiode bis Ende September verfolgt werden, wie viel weniger Tauben zum Saisonende noch gemeldet werden. Aus der Differenz ergibt sich dann eine Verlustzahl. Allein aus dem tabellarischen Verlust erklärt sich allerdings noch nicht genau, welcher Grund dahinter steckt. Der Deutsche Brieftaubenzüchterverband bezichtigt Peta jedenfalls einer gezielten Verbreitung falscher Anschuldigungen.

Befragt man Züchter, benennen diese geschwächte und nicht startreife Tiere, Tauben, die sich durch fehlerhaften Orientierungssinn verfliegen, mit Windkraftanlagen beziehungsweise Strommasten kollidieren oder Beute von Greifvögeln werden. Die an den Pranger gestellten Züchter berufen sich gerne auf eine Studie aus dem nordrhein-westfälischen Umweltministerium, wonach zehn Prozent des Taubenbestandes den heimatlichen Schlag nicht wieder erreichen.

Gerade was geschwächte Tauben angeht, verweist Peta auf Verletzungen, Flüssigkeitsmangel, Hunger oder Erschöpfung. Peta-Anwalt Christian Arleth nimmt auch die örtlichen Veterinärämter in die Pflicht, die sich seiner Auffassung nach viel zu wenig um die angesprochene Materie kümmern. Vor allem ist laut Peta in der Öffentlichkeit nicht bekannt, dass hinter den Erwartungen zurückgebliebene Tauben von ihren Züchtern rasch eliminiert werden, weil sie nicht mehr den gestellten Fortpflanzungskriterien entsprechen.

25.000 der rund 50.000 Brieftaubenzüchter in Deutschland beteiligen sich an Wettflügen. Die dort den Vögeln abverlangten Distanzen können bis zu 630 Kilometer betragen. Am Ende werden Siegprämien ausgelobt. Bei Spitzenveranstaltungen werden über 100.000 Euro ausgeschüttet. Der Besitzer beziehungsweise die Besitzerin der Siegertaube darf sich dann durchaus schon einmal über 15.000 Euro freuen. Peta-Justiziar Arleth geht deshalb auch so weit, von einem illegalen Glücksspiel zu sprechen.

Peta möchte, dass es auf lange Sicht zu einem Verbot solcher Wettkämpfe kommt. Die Strafanzeigen sollen deshalb auch den Justizapparat für die Thematik sensibilisieren. Arleth wertet es bereits als Erfolg, dass bezüglich der jüngsten Anzeigen seitens verschiedener Staatsanwaltschaften Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden. »Elf Aktenzeichen wurden bereits vergeben«, so der Peta-Anwalt. Die anderen befinden sich noch in der Phase der Vorprüfung.

Peta weiß auch die Organisation Menschen für Tierrechte, den Europäischen Tier- und Naturschutzverein, der von einem »mörderischen Hobby« spricht, und den Deutschen Tierschutzbund an seiner Seite. Letzterer hat sich vehement dagegen ausgesprochen, dem Brieftaubenwesen auf Antrag des Kultusministeriums von Nordrhein-Westfalen womöglich den Status eines immateriellen Kulturerbes auszusprechen und Anfang des Monats einen gegenteiligen Appell verfasst. Die Tierschützer sehen in den Tauben eben keine Sportgeräte.

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