Am wenigsten haben immer die Kinder
Alexander Isele über Hunger als Kriegswaffe
Genau wie der bewaffnete Konflikt in Jemen ein Stellvertreterkrieg ist, sind auch die dortigen strategischen Kriegsziele nur Stellvertreterziele: Vordergründig lässt die jemenitische Regierung und ihr Verbündeter Saudi-Arabien den Hafen von Hudaida angreifen. Dort befinden sich allerdings viele Lebensmittellager, über den Hafen wird ein Großteil der Nahrungsmittellieferungen für acht Millionen Menschen, die dringen Helfe bedürfen, abgefertigt.
Mehr als fünf Millionen Kinder sind in Jemen von Hunger bedroht. Sollte der Hafen von Hudaida geschlossen werden, gefährdet dies das Leben von Hunderttausenden Kindern und treibt Millionen weitere Menschen in den Hunger. Bereits jetzt spielt sich in Jemen nach Einschätzung der Vereinten Nationen die weltweit schwerste humanitäre Krise ab. Bomben, Hunger oder Krankheiten - im Krieg kommt der Tod auf verschiedenen Wegen.
Der Hafen mag auch von anderer strategischer Bedeutung sein, angesichts der abzusehenden Konsequenzen muss aber davon ausgegangen werden, dass Hunger ebenfalls zum Kalkül der Angreifer gehört. Im Konflikt zwischen der Regierung und den Huthi-Rebellen, angetrieben vom sunnitischen Saudi-Arabien und vom schiitischen Iran, ist jedes Mittel recht. Wenn es militärisch nicht zum Sieg reicht, wird eben die Bevölkerung zermürbt. Am wehrlosesten sind Kinder. Auch wenn der Krieg irgendwann enden sollte, Mangelernährung wirkt ein Leben lang nach. Auf der UN-Vollversammlung in New York ab Dienstag steht die Katastrophe in Jemen ganz oben auf der Agenda. Es braucht eine Friedenslösung - sofort.
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