Hubertus Knabe muss gehen

Stiftungsrat entlässt Leitung der Stasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Nachdem die Chefs der Stasiopfer-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen wegen der Affäre um sexuelle Belästigungen von Frauen ihre Posten verlieren sollen, muss sich die Politik mit einer Neuaufstellung der Leitungsebene befassen. Zunächst will aber der Stiftungsratsvorsitzende, Berlins Kultursenator Klaus Lederer (LINKE), am Mittwoch die Mitarbeiter der Gedenkstätte über die Entscheidung informieren.

Der fünfköpfige Stiftungsrat hatte am Dienstag in einer mehrstündigen Sitzung zu den »Vorwürfen zu sexueller Belästigung und strukturellem Sexismus« einstimmig beschlossen, dem Gedenkstätten-Direktor Hubertus Knabe und seinem Stellvertreter zu kündigen. Knabe sollte zudem vorläufig von der Arbeit freigestellt werden.

»Es stand die Frage im Raum, ob wir Herrn Knabe zutrauen, den auf das Arbeitsklima bezogenen Kulturwandel innerhalb der Gedenkstätte, der offensichtlich nötig war, voranzubringen«, sagte Lederer der »Berliner Zeitung«. Diese Frage sei vom Stiftungsrat einstimmig mit Nein beantwortet worden. Knabe war für eine Stellungnahme am Dienstag nicht zu erreichen. Noch am Montag hatte er mitgeteilt: »Wenn es Kritik gibt, dann gehört diese auf den Tisch.«

In einem kürzlich bekannt gewordenen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) und Lederer hatten mehrere frühere Mitarbeiterinnen, Volontärinnen und Praktikantinnen »der Führungsetage« sexistisches Verhalten vorgeworfen. Sie formulierten Anschuldigungen über »erschreckende Regelhaftigkeit übergriffiger Verhaltensmuster«.

In dem Brief vom Juni beschrieben die Frauen verbale Belästigungen mit sexuellem Charakter, »Berichte über private Aktivitäten wie Puff und Swinger-Club«, »enge, fast intime körperliche Nähe und Berührung wie Streichen über die Arme, enge Umarmungen«, aufdringliche Einladungen und nächtliche SMS.

Vor allem der Vize-Direktor stand im Fokus der Anschuldigungen. Er war für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen. In einer früheren Erklärung hatte die Gedenkstätte aber mitgeteilt, sein Anwalt habe Fehlverhalten und Mangel an Sensibilität eingeräumt. Die Gedenkstätte bezog sich dabei auf RBB-Informationen. Zugleich sei betont worden, das fehlerhafte Verhalten sei abgestellt worden.

Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen ging aus dem früheren zentralen Untersuchungsgefängnis der DDR-Staatssicherheit hervor. Sie soll an politische Willkür und Unrecht erinnern. Die Einrichtung wird von Bund und Land finanziert. Im Stiftungsrat sitzen der Vorsitzende Lederer und je eine Vertreterin von Grütters, der Senatsjustizverwaltung und dem Land Sachsen-Anhalt sowie ein Vertreter von Brandenburg. dpa/nd

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