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Der Punk-Texaner, der Ted Cruz besiegen will
Beto O‘Rourke begeistert mit aufrechter Haltung und Punkrock-Vergangenheit das Internet und die Demokraten in Texas - unklar ist, ob das reicht.
»Vernünftige Menschen können da anderer Meinung sein, aber das macht sie nicht weniger oder mehr amerikanisch und meine kurze Antwort ist: nein.« So deutlich drückte sich Beto O‘Rourke, demokratischer Senatskandidat, zum Thema kniender Protest von NFL-Spielern aus. Die NFL-Spieler wollen damit gegen Polizeigewalt gegen Schwarze protestieren. Anlass war die Frage eines Armeeveteranen, ob es respektlos von den Football-Spielern sei, während der Nationalhymne niederzuknien.
Danach setzt O‘Rourke zu einer charismatischen Rede darüber an, dass die Aktivisten aus der Bürgerrechtsbewegung sich genau so verdient gemacht hätten um die Freiheit Amerikas, wie die Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Das Video von der Veranstaltung in Houston, Texas, ging später im Internet viral und wurde bisher über 19 Millionen Mal angesehen. Doch es ist nicht der erste durchschlagende Moment in der Kampagne des US-Demokraten, der Senator von Texas werden und dafür den ultrarechten Amtsinhaber Ted Cruz besiegen will.
Normalerweise ist das Rennen darum, wer Texas im US-Senat vertritt, langweilig. Seit 25 Jahren war kein Demokrat mehr erfolgreich. Doch dieses Jahr liegt Kandidat Robert »Beto« O‘Rourke – so dessen Latino-Spitzname – aus der Grenzstadt El Paso im Umfragendurchschnitt nur vier Prozentpunkte hinter dem evangelikalen Cruz. Menschen aus den gesamten USA fragen sich, ob ein charismatischer Demokrat, dessen Fans bereits Kennedy-Vergleiche ziehen, Texas erobern kann.
Diesen Sonntag duellieren sich Cruz und O‘Rourke in einem TV-Duell – beide versuchten ihre Basis zu mobilisieren in dem Staat, mit der traditionell schlechtesten Wahlbeteiligung bei Kongresswahlen in den USA. Bei den letzten Kongresswahlen 2014 lag der »turn out« nur bei 25 Prozent aller Wahlberechtigten.
Während Amtsinhaber Cruz, der einst anstatt Donald Trump Präsidentschaftskandidat der Republikaner werden wollte, nun vom amtierenden US-Präsidenten unterstützt wird und 23 Millionen US-Dollar von Großspendern aus der Energieindustrie einsammelte, verweigert O‘Rourke, das Geld jener »Super Pacs« anzunehmen. Dennoch schaffe er es ebenfalls, 23 Millionen Dollar zu sammeln - ein großer Teil davon aus Kleinspenden.
Seit 15 Monaten tourt er nun durch Texas und hat mittlerweile alle 254 Landkreis im »Lone Star State« besucht. »Während Cruz sich nicht blicken lässt, bin ich da und rede mit Jedem«, so die Message des Kandidaten, der immer betont, stolzer Texaner zu sein. O‘Rourke versucht – weil er das im weiterhin recht konservativen Texas tun muss – auch die Wähler der Republikaner anzusprechen. Shon seit Jahren sucht er in monatlichen Town Hall Treffen den Dialog, sagt aber auch klar seine Meinung, wie zu den NFL-Spielern. Mit dieser aufrechten Haltung will er bei den unabhängigen Wählern Punkte sammeln, die er braucht, um zu gewinnen. O‘Rourke will ebenso Unabhängige ansprechen. Cruz hat in der vergangenen Legislaturperiode viel Zeit mit dem Versuch verbracht, Präsidentschaftskandidat der Republikaner zu werden statt für die Texaner da zu sein.
Der 46-Jährige, der in den 1980ern in einer Punkrockband spielte und im Wahlkampf per Skateboard über den Parkplatz eines Burgerrestaurants fuhr, ist politisch und auch persönlich ein Gegensatz zum ultrarechten Cruz. Der ehemalige Software-Unternehmer, der fließend spanisch spricht, saß mehrere Jahre im Stadtrat seiner Geburts- und Heimatstadt El Paso an der Grenze zu Mexiko, »einer Stadt von Immigranten, die deswegen so sicher sind, weil wir aufeinander aufpassen«. Er ist seit 2012 Kongressabgeordneter.
Politisch ist O‘Rourke eher moderat. Er unterstützte 2016 Hillary Clinton, brachte im Kongress aber auch den No PAC Act ein, der es Kandidaten verbieten soll, Geld von Großspendern anzunehmen. O‘Rourke will Marihuana legalisieren, die Militarisierung der Grenze zu Mexiko beenden und undokumentierten Migranten die Staatsbürgerschaft ermöglichen.
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