Handball vom Feinsten im »Fuchsbau«

Im Spitzenduell der Bundesliga besiegen die Füchse Berlin den Spitzenreiter SC Magdeburg mit 27:24

  • Manfred Hönel
  • Lesedauer: 3 Min.

SC Magdeburg gegen Füchse Berlin - da treffen in der Handball-Bundesliga alte Tradition und Neuaufsteiger aufeinander. Kein Wunder, wenn die Berliner Max-Schmeling-Halle mit 9000 Zuschauern bis auf den letzten Platz besetzt ist. Magdeburg - da schwärmen die Handballfans von Siegen im Europapokal der Landesmeister, vom Champions-League-Triumph, vom Deutschen Meister und von zehn DDR-Meistertiteln. Namen wie die Olympiasieger Wieland Schmidt, Günter Dreibrodt oder Ingolf Wiegert, Vater des heutigen Magdeburger Trainers Bennet Wiegert, sind zum Inbegriff der Handballtradition in der Börde geworden.

Die Füchse Berlin wiederum sind die Neuaufsteiger des deutschen Handballs. Manager Bob Hanning führte die einst unbedeutenden Reinickendorfer Füchse zu einem erfolgreichen Hauptstadtteam, zum DHB-Pokalsieg ebenso wie zum zweimaligen Vereinsweltmeister und zweimaligen EHF-Pokalsieger. Männer wie Fabian Wiede, Silvio Heinevetter, der dänische Olympiasieger Hans Lindberg oder Paul Drux erfreuen sich längst großer Popularität.

Das alles hob dieses Duell in einen besonderen Rang. Zudem reisten die Magdeburger als ungeschlagener Tabellenführer nach Berlin. Am Ende verließen sie den viel gerühmten »Fuchsbau« als 24:27 (10:14)-Verlierer. Die Gäste legten mit viel Selbstbewusstsein los. Im Handumdrehen stand es 3:0 für sie. Doch Berlins Trainer Velimir Petkovic ist ein wahrlich schlauer Fuchs. Er durchschaute das System des schnellen Umkehrspiels der Magdeburger. »Wir wechselten deshalb nicht sofort nach einem abgeschlossenen Angriff die Angriffsspieler gegen die Abwehrspezialisten. Wir machten erst einmal die Abwehr dicht«, verriet Petkovic.

Eine ziemlich geglückte Taktik, denn ab der 20. Minuten jagte das Team aus der Börde nur noch den Füchsen hinterher. Selbst Matthias Musche, mit 70 Treffern derzeit unangefochtener Torschützenkönig der Handball-Bundesliga, warf zwar wieder sechs Tore, fand aber im höllischen Lärm des »Fuchsbau« auch nicht den Weg zum Sieg. Magdeburgs Trainer Ingolf Wiegert gab denn auch unumwunden zu: »Berlin hatte einen tollen Rückzug und hat sich sehr gut auf uns eingestellt. Wir brauchen einfach eine bessere Leistung, um auswärts bei so einem Team zu bestehen.«

Einen Motivationsschub hatte sich Füchse-Coach Petkovic im Berlinern Olympiastadion geholt, wie er erzählte. »Ich war seit langer Zeit wieder einmal beim Fußball und sah den 2:0-Sieg der Hertha über München. Die Herthaner überzeugten mich mit dem Willen, unbedingt siegen zu wollen«, so »Petko«, der dann noch verriet: »Vor dem Spiel gegen Magdeburg erinnerte ich meine Mannschaft an das Beispiel der Herthaner. Die wollten unbedingt gewinnen. Wenn wir das auch mit aller Konsequenz wollen, werden wir siegen.« Wie recht der Trainer hatte!

»Unser Abwehr bot vielleicht ihr bestes Spiel überhaupt«, glaubt Trainer Petkovic. Zehn Siebenmeter für Magdeburg und nur fünf für Berlin deuten durchaus an, dass die Füchse offensichtlich bissiger agierten. Trotzdem behandelten sich beiden Teams ziemlich respektvoll. Das sah auch Berlins Manager Bob Hanning so: »Es waren viel Emotionen und viel Kampf im Spiel, aber auch viel Fairness. So wollen wir Spitzenhandball sehen.« Handball vom Feinsten eben.

Nicht unerwähnt soll bleiben: Magdeburg und Berlin können vielleicht die beste Nachwuchsarbeit im gesamten deutschen Handball vorweisen. Bei den Füchsen tummeln sich mit Fabian Wiede, Paul Drux, Kevin Struck und Christoph Reißky gleich vier Spieler, die in den Füchse-Jugendteams herangewachsen sind. Bei Magdeburg trifft das auf Matthias Musche und Justus Kluge zu, wobei Letzterer diesmal gar nicht zum Einsatz kam. So gesehen lagen hier die Vorteile bei den Berlinern.

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