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  • Erdogans Deutschlandbesuch

Kritik an Ditib nach Moscheeerföffnung

Linke und SPD fordern dass sich der Verfassungsschutz des türkisch-islamischen Verbandes annehmen sollte

  • Lesedauer: 2 Min.

Frankfurt am Main. Nach dem Deutschlandbesuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan mehren sich Forderungen aus der Politik nach einem Kurswechsel des türkisch-islamischen Verbandes Ditib. Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Annette Widmann-Mauz (CDU), sagte den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe am Dienstag: »Wenn religiöse Verbände Teil von Deutschland werden wollen, müssen sie sich eigene Strukturen in Deutschland geben und können nicht Teil von Ankara bleiben.«

Die Eröffnung der Ditib-Zentralmoschee durch Erdogan in Köln-Ehrenfeld sei von türkischen Politikern und Verbandsfunktionären für ihre fragwürdigen Ziele missbraucht worden, kritisierte Widmann-Mauz. Dies bringe auch die vielen Gemeindeglieder in Misskredit, die mit guten Absichten ihren Beitrag für das Zusammenleben leisteten. Die Art der Moschee-Eröffnung müsse den Ditib-Mitgliedern in Deutschland zu denken geben, wie sie sich selbst strukturieren und von Ankara lösen, sagte die CDU-Politikerin. An der Eröffnung der rund 30 Millionen Euro teuren Kölner Moschee mit einem Kuppelsaal für 1.100 Gläubige am Samstag hatte kein deutscher Politiker teilgenommen.

Der innenpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Burkhard Lischka, sagte der »Welt« am Montag, es lägen »gewichtige Hinweise dafür vor, dass Ditib willfährig Bespitzelungen von türkischen Oppositionellen in unserem Land vornimmt«. Lischka forderte »eine sorgfältige Prüfung durch den Verfassungsschutz, ob eine Beobachtung erforderlich, möglicherweise sogar unumgänglich ist«.

Auch Linken-Vizefraktionschefin Sevim Dagdelen kritisierte, Ditib habe sich »zu einem islamistischen Propagandainstrument Erdogans in Deutschland entwickelt«. Bund und Länder müssten daher »endlich Unterstützung und Kooperation einstellen«. Die Beobachtung durch den Verfassungsschutz sei »überfällig«.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sagte dem »Kölner Stadt-Anzeiger« am Montag: »Ich werde der Ditib ganz klar sagen, dass sie wieder eine stabile Verbindung in die Stadtgesellschaft aufbauen muss.« Auch im Moschee-Beirat scheine ihr an vielen Stellen das Tischtuch zerschnitten. »Vielleicht ist das nach all den enttäuschenden Entwicklung aber auch ein Wendepunkt. Und der könnte dann der Beginn eines neuen Dialogs sein«, sagte Reker.

Ditib - kurz für »Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion« - ist der größte Islamverband in Deutschland. Bundesweit rund 900 Moscheen gehören zu dem Dachverband, der sich als religiöse Heimat vor allem für türkischstämmige Muslime sieht. Ditib ist eng angebunden an die türkische Religionsbehörde Diyanet in Ankara. In Deutschland predigende Imame werden aus der Türkei entsendet. Ein Teil der Gelder für den Kölner Moscheebau floss aus Ankara. epd/nd

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