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La Paloma und Panzerwäsche
In »Dahlienwalzer« von Rudolf Scholz sorgt ein Förster-Klavier auf der Dieselameise für Turbulenzen
Schon immer hat die Musik in den Büchern des Dresdner Schriftstellers Rudolf Scholz die dominierende Rolle gespielt. Man muss sich nur einmal die Titel seiner Bücher anschauen, welche der Dingsda Verlag seit Anfang der 1990er Jahre herausgegeben hat: »Mein lieber Herr Gesangverein«, »Tokkata im Zwielicht« oder »Ein wunderbar verstimmtes Klavier« und andere.
• Rudolf Scholz: Dahlienwalzer. Roman.
Dingsda Verlag, 160 S., br., 19,95 €.
In seinem neuen Roman »Dahlienwalzer« sorgt nun ein Klavier, das von der Firma August Förster 1913 in der ostsächsischen Stadt Löbau gebaut wurde, für Turbulenzen.
Maßgeblich beteiligt daran ist Wasserwerksmeister Richard, der als sturer schlesischer Dickschädel gilt. Sein fabulierfreudiger Neffe, der Ich-Erzähler dieses episodenreichen Romans, meint sogar, der liebe Herrgott habe ihn mit der Axt aus einem Kiefernknorren gehauen.
Immer wieder wird dieser eigenwillig-grimmige Mann, der ein leidenschaftlicher Dahlienzüchter ist und der »La Paloma« zu seinem Lieblingslied erkoren hat, in Vorkommnisse verwickelt, die des Komischen nicht entbehren. So beispielsweise, als er es sich in den Kopf setzt, das kostbare alte Förster-Klavier per Dieselameise in ein ferngelegenes Bauerndorf zu transportieren. Dort arbeitet nämlich sein sein musikbeflissener Neffe als Grundschullehrer. Oder an anderer Stelle. als er einem NVA-General androht, die gesamte Wasserversorgung seiner Kaserne lahmzulegen, sollte er weiterhin Trinkwasser aus dem städtischen Leitungsnetz entnehmen, um damit Panzer waschen zu lassen.
Mit Mutterwitz und Wortlust erweist sich Rudolf Scholz erneut als einfallsreicher Erzähler. Die Widersprüche der eigenen Biographie und seiner gescheiterten Ideale rücken dabei ebenso ins Bild wie seine Trotz-alledem-Gewissheiten.
Es ist kaum verwunderlich, dass immer wieder die Jahre in Schlesien, die der Autor bereits in seinem Roman »Die Schwalben der Kindheit« thematisiert hat, detailliert beschrieben werden. Denn er fragt sich, wie viel alte Heimat noch heute in ihm sein mag.
Je näher der Roman aufs Ende zutreibt, um so deutlicher zeichnen sich die Abschiede und Verluste ab, die jedes Menschenleben begleiten. Sie verleihen dem Erzählten jene melancholische Hintergründigkeit, die Literatur gewinnen muss, wenn sie nicht in die Untiefen zeittypischer Beliebigkeiten abgleiten will.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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