- Berlin
- Raed Saleh
Die Seilbahn soll bleiben
Raed Saleh entdeckt den Osten: Der SPD-Fraktionschef will erreichen, dass die Kienberg-Bahn weiter fährt
Im eher wenig alpinen Osten Berlins ist eine Seilbahn eine Attraktion, in einem Bezirk wie Marzahn-Hellersdorf sogar eine Sensation. Die Firma Leitner aus Südtirol hatte eigens für die Internationale Gartenausstellung IGA 2017 in sechsmonatiger Bauzeit eine solche Gondelbahn zwischen dem Blumberger Damm und der Hellersdorfer Straße über den Kienberg gezogen. Sie kam sehr gut an bei Einheimischen und auch bei Gästen, die den Randbezirk sonst eher meiden.
Inzwischen läuft die Seilbahn im ersten Jahr außerhalb der neustrukturierten Parklandschaft. Für die beliebten »Gärten der Welt« ist nun extra Eintritt zu zahlen, ein Kombi-Ticket oder eine Gondelfahrt muss man an einer der drei Stationen kaufen.
Würde die Bahn aber auch ohne die Gärten funktionieren? Als reines Verkehrsmittel zwischen den Ortsteilen beiderseits des Kienbergs? Bis 2020 ist die Herstellerfirma Leitner als Betreiber vertraglich gebunden. Eine Übernahme etwa durch die BVG findet die Sprecherin der Berliner Leitner-Vertretung, Tanja Terruli, jedenfalls nicht abwegig. 3000 Passagiere pro Stunde schaffe die Seilbahn vom Typ GD10 in knapp fünf Minuten von A nach B. Mit dem Bus benötige man an die 20 Minuten.
Für Raed Saleh, SPD-Fraktionschef im Abgeordnetenhaus, scheint die Sache spätestens am Donnerstagvormittag nach der Probefahrt in einer der beiden mit Glasboden ausgestatteten Panoramagondeln ausgemacht. Mit an Bord waren unter anderem Salehs Fraktionskollegen Iris Spranger, SPD-Kreisvorsitzende in Marzahn-Hellersdorf, und Tino Schopf, verkehrspolitischer Sprecher. Die Seilbahn werde auch nach der IGA von den Leuten gut angenommen. Sie sei also Teil der Daseinsvorsorge, befindet Saleh.
»Unsere Botschaft heute ist: Die Seilbahn bleibt«, sagt er. Seine Fraktion wolle die BVG und damit das Land Berlin dazu bekommen, sich für diesen Standort starkzumachen. Das sei ausdrücklich auch als klares Bekenntnis zu dieser Randregion im Berliner Osten zu verstehen und kein bloßes Lippenbekenntnis, betonte Saleh. Und er erinnerte daran, dass sich seine Partei vor Jahren auch in der aus rein Westberliner Sicht geführten Diskussion um eine Schließung des Tierparks in Friedrichsfelde zugunsten des Zoos für den Erhalt und die Aufwertung des Tierparks im Osten eingesetzt habe. Im konkreten Fall gehe es nun darum, die Seilbahn am Kienberg sowohl als Attraktion als auch als Verkehrsmittel für Pendler zu erhalten. Einen entsprechenden Antrag werde die Fraktion in Bälde einbringen.
Die SPD-Kreischefin verweist auf die großen Verkehrsprobleme in der wachsenden Stadt, die Dieseldebatte und die riesigen Kosten herkömmlicher Nahverkehrssysteme. Sie sieht in der preiswerten, platzsparenden und umweltfreundlichen Art, wie die Seilbahn Verkehrsströme quasi »in die Luft« verlagere, ein großes Potenzial gerade auch für die weitläufigen Außenbezirke. Die Kienberg-Bahn sei ein Symbol für ganz Berlin.
Als alternatives Verkehrsmittel. dessen Tauglichkeit auch für andere Standorte geprüft werden sollte, betrachtet auch Tino Schopf die Seilbahn. Warum nicht über das Tempelhofer Feld reden, über Tegel nach Schließung des Flughafens oder Spandau? »Wir sagen, dass die Seilbahn über 2020 hinaus dauerhaft bleiben, aber in den BVG-Tarif integriert werden muss«, sagt er.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.