»Die Misere weitet sich aus«
Sachsen: Die Trockenheit gefährdet bereits Ernte 2019
Dresden. Durch die anhaltende Trockenheit in Sachsen steht die Aussaat des Wintergetreides infrage - und damit möglicherweise die Ernte des kommenden Jahres. »Die Misere weitet sich aus«, sagt der zuständige Experte vom Sächsischen Landesbauernverband, Andreas Jahnel, in Dresden. »Wenn es nicht regnet, kann die Saat nicht aufgehen und dann ist auch im nächsten Jahr praktisch keine gute Ernte zu erwarten. Der Niederschlag der vergangenen Tage war viel zu wenig.« Beim Raps etwa hätten Betriebe wegen der Trockenheit auf die Aussaat sogar verzichtet. Betroffen seien vor allem Gegenden mit leichten, sandigen Böden in Nordsachsen und der Lausitz.
Laut Jahnel ist die Getreideernte landesweit im Durchschnitt zehn bis 20 Prozent schlechter ausgefallen als im Mittel der Vorjahre. Vor allem auf den leichten Böden seien die Verluste hoch gewesen. Teils sei dort nur die Hälfte geerntet worden.
Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie gibt es in diesem Jahr vermehrt Schädlinge wie Blattläuse. Beim Raps tummelten sich teils auch Kohlfliegen und Erdflöhe. Laut der Behörde profitierten von der ungewöhnlich warmen und trockenen Witterung vor allem jene Arten, die ohnehin zu den Gewinnern des Klimawandels zählten: Feuerlibelle (Crocothemis erythraea), Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) sowie Großer Feuerfalter (Lycaena dispar). Im Sommer hätten sich auch Schädlinge wie der Buchsbaumzünsler (Cydalima perspectalis) vor allem im Elbtal massiv ausgebreitet. Nacktschnecken und Kirchessigfliegen hatten es in diesem Jahr indes schwer.
Die sächsischen Flüsse führen wegen der Trockenheit noch immer zu wenig Wasser. »Aktuell bewegen sich die an den Pegeln gemessenen Durchflussmengen zu 70 Prozent im Bereich von Niedrigwasser«, sagt eine Sprecherin des Landesamtes. Damit sei nach einer kurzen Erholung fast wieder das niedrige Niveau von Mitte September erreicht. Die Elbe hat aktuell einen Wasserstand von gut 60 Zentimetern, normal sind etwa zwei Meter. An der Niedrigwassersituation werde sich demnächst nichts ändern, heißt es. Vor allem im tschechischen Einzugsgebiet von Moldau und Elbe fehlten dazu ergiebige Niederschläge. Auch beim Grundwasser rechnen die Experten flächendeckend mit weiter sinkenden Wasserständen.
In Leipzig wurde schon im August und September begonnen, Laub zu räumen. Das sei so zeitig gewesen wie noch nie, heißt es bei der Stadt. Pappeln, Linden, Birken hätten in diesem Jahr eher die Blätter verloren. Die Beseitigung von Herbstlaub werde diesmal wohl auch länger dauern. Die Bewirtschaftung der Rasenflächen war eingestellt worden. Die Kurzgraswiesen seien teilweise komplett vertrocknet. Ob diese wieder neu austreiben werden, sei fraglich, heißt es.
Das Grünflächenamt in Chemnitz ist noch mit der Auswertung des heißen Sommers beschäftigt. Nachdem einzelne Jungbäume im Stadtgebiet bewässert werden mussten, sollen ab 2019 testweise Wassersäcke für ausgewählte Pflanzstandorte beschafft werden. Solche mit Wasser gefüllten Säcke werden um den Baumstamm gelegt und durchfeuchten langsam das Erdreich. dpa/nd
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