• Sport
  • Hubertus Hess-Grunewald

Vernunftprinzip

Der Vereinspräsident von SV Werder Bremen sieht einen Widerspruch zwischen AfD wählen und Werder-Fan sein

Hubertus Hess-Grunewald tut dem Fußball gut. »Man darf Politik nicht mit Parteipolitik verwechseln«, wehrte sich der Präsident von Werder Bremen jüngst gegen die immer noch weit verbreitete Meinung, dass der Sport doch neutral bleiben solle. Konkret meinte er: »Der Kampf gegen Rassismus muss jeden Tag und jeden Spieltag neu geführt werden.« Also auch im Stadion, dass für den 57-Jährigen eben kein politikfreier Raum ist.

Nun wurde Hess-Grunewald missverstanden. »Keine Dauerkarten für AfD-Anhänger?« - so oder ähnlich lauteten Überschriften in verschiedenen Medien. Entweder haben die Verfasser dieser Artikel die Aussagen des Werder-Präsidenten nicht richtig gelesen. Oder, davon ist eher auszugehen, sie wollten mehr Aufmerksamkeit. In der Rangliste schäbiger Klickbringer wie Sex, Hitler, Terror steht die AfD gerade auch weit vorn.

Zuvor hatte auch Hess-Grunewald über diese Partei gesprochen: »Jeder AfD-Wähler sollte schon wissen, dass es ein Widerspruch ist, Werder gut zu finden und die AfD zu wählen.« Daraufhin hatten ein paar Fans ihre Mitgliedschaft gekündigt, einer von ihnen mit der Anmerkung, seine Dauerkarte für das Weserstadion aber behalten zu wollen. Der Präsident reagierte darauf mit dem Gedanken, Dauerkarten künftig vielleicht nur noch an Vereinsmitglieder auszugeben. Mehr nicht.

Als Anwalt weiß Hess-Grunewald, dass er nur aufgrund der Mitgliedschaft in einer per Wahl legitimierten Partei den Zutritt zum Stadion nicht verwehren darf. Das hindert ihn aber nicht daran, AfD-Anhängern das Vereinsleben und den Stadionbesuch so unerträglich wie möglich zu machen: indem jede politische Botschaft, die sich gegen Rassismus oder Diskriminierung richtet, erlaubt ist. Zugleich setzt der Werder-Präsident auf das Vernunftprinzip Hoffnung: »Der AfD-Wähler sollte sich mit unserer Haltung auseinandersetzen und sich vielleicht überzeugen lassen, sich doch für eine offene, tolerante Gesellschaft ohne Ausgrenzung einzusetzen.« Was nicht hilft: Hess-Grunwalds Anliegen medial populistisch aufzublasen und damit falsch darzustellen. Das hilft nur den Falschen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -