Ein obsoleter Paragraf

Ulrike Henning votiert für stärkere Informationsrechte von Frauen

  • Ulrike Henning
  • Lesedauer: 1 Min.

Es ist nicht Werbung, die ungewollt schwangere Frauen zur Entscheidung für eine Abtreibung bringt. Dieses Argument nannte die Ärztin Kristina Hänel noch einmal in dem Berufungsverfahren, das gestern in Gießen stattfand und in dem ihre Verurteilung zu einer Geldstrafe wegen »Werbung« für Schwangerschaftsabbrüche bestätigt wurde.

Schon die Wortwahl im immer deutlicher obsoleten Paragrafen 219a macht klar, in welche Ecke die medizinischen Helferinnen für Frauen in Not gestellt werden sollen: Sie suchten einen »Vermögensvorteil«, betrieben ihre Information in »grob anstößiger Weise« und »priesen« gar etwas an, was die Front der Konservativen mindestens in eine dunkle Ecke drängen, auf jeden Fall tabuisieren oder am besten ganz verbieten will.

Abtreibung ist eine mögliche Entscheidung. Frauen, die sie treffen, gehen nicht shoppen. Sie folgen keinem Kaufreflex. Sie in diesem Zusammenhang als willenlos und manipulierbar darzustellen, wirft ein Schlaglicht auf das Frauenbild der Abtreibungsgegner.

Die Regierungsparteien haben sich bislang davor gedrückt, Informationsrechte der Frauen zu stärken und mit der Schimäre der Werbung in diesem Kontext aufzuräumen. Deshalb müssen jetzt Menschen, deren Hobby vermutlich nicht juristische Auseinandersetzungen sind, die Sache ausfechten. Dass damit erneut ein relevantes Thema vor Gerichten vorangebracht wird, ist ein Armutszeugnis für die Regierungspolitik.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.