Schöne neue Fußballwelt

Der FC Bayern München will den Sport noch profitabler und elitärer machen

Liegt es an Borussia Dortmund, dass der Montag ein ganz normaler Fußballtag war? Oder daran, dass die Klubchefs vom FC Bayern, Präsident Uli Hoeneß und Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, so aufrichtige Menschen sind? Klingt beides befremdlich. Die große Welle der medialen Erregung über einen möglichen Bundesliga-Ausstieg der Münchner sowie die Gründung einer von der UEFA unabhängigen europäischen Super League hat das Wochenende jedenfalls nicht überstanden. Am Freitag hatte der »Spiegel« aus Dokumenten der Enthüllungsplattform Football Leaks darüber berichtet.

Kinder, die in diesem Jahr eingeschult wurden, kennen nur einen Deutschen Meister: den FC Bayern. Sechsmal in Folge haben die Münchner die Schale gewonnen. Die sportliche Dominanz ist eine Folge der finanziellen Übermacht. Beides gedenkt der Klub auszubauen. Wichtiger ist ihm dabei das Geld, um als internationaler Player in diesem Geschäft konkurrenzfähig zu bleiben. Auch deshalb ließ der Rekordmeister laut Football Leaks durch die Anwaltskanzlei Cleary Gottlieb vor etwas mehr als zwei Jahren anscheinend einen Ausstieg aus der Bundesliga prüfen. Wenn jetzt Rummenigge ein »totales« Bekenntnis zum nationalen Wettbewerb abgibt, könnten die Ergebnisse der Untersuchung eine Rolle gespielt haben. Oder es ist einfach noch nicht die Zeit für derlei Pläne gekommen.

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Sehr konkret hingegen lesen sich Gedanken zu einer Super League - als Konkurrenz zur Champions League. Elf Gründungsmitglieder werden genannt: FC Bayern, Real Madrid und der FC Barcelona aus Spanien, Manchester United, Chelsea London, Manchester City, FC Liverpool und Arsenal London aus England, Juventus Turin und AC Mailand aus Italien sowie Paris St. Germain aus Frankreich. Noch in diesem Monat sollen sie eine verbindliche Absichtserklärung unterschreiben. Sie wären für 20 Jahre unabsteigbare Mitglieder, mit garantierten Einnahmen, die sicherlich sehr viel höher ausfallen als in der Champions League. Weniger Klubs, mehr Geld. Als erste geladene Gastvereine sind Atletico Madrid, Olympique Marseille, AS Rom und Inter Mailand genannt - und Borussia Dortmund.

Der BVB ist in diesen Tagen ja so etwas wie ein nationaler Hoffnungsträger, als Tabellenführer gegen die Langweile in der Liga. Ein Kämpfer gegen Windmühlen ist der BVB als einzig börsennotierter deutscher Fußballklub nun wahrlich nicht. Auch deshalb waren es allein die Dortmunder, die in den vergangenen neun Jahren den Münchnern zweimal die Meisterschale aus den Händen reißen konnten. Von einem Bundesliga-Ausstieg will Borussias Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nichts wissen. Das muss man ihm abnehmen, Belastendes liegt in dieser Sache gegen den BVB auch nicht vor. Im Konzert der ganz Großen, also auch in einer möglichen Super League, wollen die Dortmunder dennoch mitspielen. »Wenn es soweit kommen sollte, dann würde das nicht ohne den BVB gehen«, meint Watzke. Er glaube aber nicht, »dass es schon sehr konkret ist.«

Ein Dementi klingt anders. Beispielsweise so, wie die Worte aus München. »Falschmeldung«, sagt Hoeneß. Weder Existenz noch Inhalt der Pläne einer Super League kenne man beim FC Bayern. Auch wenn die Abspaltung der größten Klubs von der UEFA wohl mehr in Spanien und Italien forciert wird, glaubwürdig ist die Münchner Ahnungslosigkeit nicht. Schon eher das Gegenteil. »Ich schließe es nicht aus, dass man in Zukunft eine europäische Liga gründet«, sagte Karl-Heinz Rummenigge Anfang 2016. Damals war er noch Vorsitzender der europäischen Klubvereinigung ECA. In dieser Funktion baute er zehn Jahre lang aktiv an der schönen neuen Fußballwelt mit. Mit der Strahlkraft der größten Klubs als Druckmittel, presste er immer mehr Geld für diese heraus. Selbst die FIFA musste schon klein beigeben.

Georg Prangl, als Vorsitzender der europäischen Ligavereinigung EPL die Stimme für mehr als 900 Vereine, veranschaulicht die europäische Entwicklung: »In den 26 Jahren von 1992 bis 2018 haben die Top-14-Klubs sieben Milliarden Euro bekommen. Allein in den sechs Jahren von 2018 bis 2024 bekommen diese Klubs wieder sieben Milliarden Euro.« Wie das geht, erklärt Michael Gerlinger. »Wir haben der UEFA die Message zukommen lassen: Wir brauchen euch nicht.« Gerlinger ist Chefjurist des FC Bayern - und seit 2017 dessen Vertreter in der ECA.

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