• Politik
  • »Flucht ins Autoritäre"

Rassismus breitet sich in Deutschland aus

Nach einer Studie der Universität Leipzig stimmt jeder Dritte ausländerfeindlichen Positionen zu

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Nach einer Studie von Forschern der Universität Leipzig vertritt etwa jeder dritte Bundesbürger ausländerfeindliche Positionen. 36 Prozent stimmten der Aussage zu, dass Ausländer nur hierherkommen, um den Sozialstaat auszunutzen, heißt es in der am Mittwoch in Berlin vorgestellten Langzeitstudie zu autoritären und rechtsextremen Einstellungen.

Über ein Viertel würde Ausländer wieder in ihre Heimat zurückschicken, wenn in Deutschland die Arbeitsplätze knapp werden. Rund 36 Prozent hielten die Bundesrepublik durch Ausländer in einem gefährlichen Maß überfremdet. Bei all diesen Fragen war die Zustimmung im Osten größer als im Westen. Eine »Überfremdung« sahen etwa 44,6 Prozent der befragten Ostdeutschen und 33,3 Prozent der Westdeutschen.

Bundesweit stimmten 56 Prozent der Aussage zu, sie fühlten sich »wegen der vielen Muslime hier wie ein Fremder im eigenen Land«. Mehr als zehn Prozent waren zudem der Meinung, dass »der Einfluss der Juden zu groß« sei. Ebenfalls stark ausgeprägt ist der Antiziganismus. Der Studie zufolge stimmten 60 Prozent der Aussage zu, dass Sinti und Roma zur Kriminalität neigten. 49,2 Prozent wollten Angehörige der Minderheit aus den Innenstädten verbannen. Diese gefährlichen Einstellungen hätten in vielen Ländern Europas und in Deutschland durch antiziganistische Hetze zu zunehmender Gewalt gegen die Minderheit geführt, erklärte Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma.

Im Vergleich zur Erhebungswelle 2016 sei die geschlossene manifeste Ausländerfeindlichkeit bundesweit um knapp vier auf 24,1 Prozent gestiegen, teilten die Forscher mit. In Ostdeutschland stieg der Anteil von 22,7 auf knapp 31 Prozent. »Damit beobachten wir hohe Zustimmungswerte für die Einstellung, die in der Forschung als ›Einstiegsdroge‹ in den Rechtsextremismus gilt«, sagte Studienautor Oliver Decker. Unterstützt wurde die Studie mit dem Titel mit dem Titel »Flucht ins Autoritäre – Rechtsextreme Dynamiken in der Mitte der Gesellschaft« von der Otto-Brenner-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stiftung.

55 Prozent der Menschen, die angaben, sie würden die AfD wählen, äußerten sich ausländerfeindlich. Unter denjenigen, die CDU, CSU und SPD wählen würden, waren 22 Prozent Ausländerfeinde. Für die Wähler der FDP ermittelten die Forscher einen Wert von 18 Prozent. Bei den Anhängern von Linkspartei (15 Prozent) und Grünen (elf Prozent) waren es weniger. Für die Studie waren im Mai und Juni bundesweit 2416 Menschen im Alter zwischen 14 und 93 Jahren befragt worden.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar sagte, dass »die zunehmende Verrohung der Sprache im Diskurs über Migration den gesellschaftlichen Zusammenhalt erodieren lässt«. Die Bundesregierung solle wirksame Maßnahmen zum Schutz der besonders von Abwertung betroffenen Gruppen treffen.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.