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Neue Chefin bei IG Metall

Der Berliner Teil der Gewerkschaft hat eine Erste Bevollmächtigte gewählt, nun sind zwei Frauen an der Spitze

  • Marion Bergermann
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Delegiertenversammlung der IG Metall Berlin hat am Dienstag abgestimmt: Birgit Dietze wird neue Erste Bevollmächtigte. Andere Bewerber*innen hatte es gar nicht gegeben. Zum 1. Januar 2019 wird sie den bisherigen Vorsitzenden Klaus Abel ablösen, der nach Frankfurt in die IG Metall-Zentrale geht. Dann hat die Gewerkschaft in Berlin eine weibliche Doppelspitze, mit Regina Katerndahl weiterhin als Zweite Bevollmächtigte.

Momentan arbeitet die neue Chefin im Referat Grundsatzfragen und sitzt im Aufsichtsrat bei VW sowie der Volkswagenbank. Außerdem ist sie Unternehmensbeauftragte für VW und Audi bundesweit. Seit 1989 ist Dietze in der IG Metall, seitdem sie ihre Ausbildung als Industriekauffrau in Ost-Berlin begann. An ein Studium der Volkswirtschaftslehre schloss sie ein Jurastudium an und vertrat als Rechtsanwältin Arbeitnehmer*innenrechte.

Zu ihrer Amtszeit als Erste Bevollmächtigte werden Umbrüche in der Arbeitswelt durch die Digitalisierung gehören, besonders für Angestellte. Die 45-Jährige weiß, wie wichtig das Thema daher für die Gewerkschaften ist. Bei einem Pressetermin sagte sie: »Es werden bestimmte Beschäftigtenarten ersatzlos wegfallen und andere Arbeit wird sich wandeln. Unser Job ist es, diesen Wandel zu begreifen und mit Anpassungsmaßnahmen wie Qualifizierung und Bildung den Beschäftigten die Möglichkeit zu geben, unter anderen, digitalisierten Bedingungen zu arbeiten.«

Was genau die Digitalisierung, deren Ausmaße und Folgen vielen Arbeitnehmer*innen bisher noch abstrakt erscheinen, bedeuten kann, illustriert Dietze an einem Beispiel: »Wir brauchen Menschen, die heute Motoren zusammenbauen können und morgen in der Lage sind, Batterien in Autos mit der Bordelektronik neu zu vernetzen.« Einfach alle Angestellten umzubilden, das ist jedoch nicht so einfach. Denn »wie schaffen wir es, dass jemand, der froh ist, seit 30 Jahren aus der Schule heraus zu sein und der eigentlich anfangen müsste sich umzuschulen, nicht vor Überforderung in der Krankheit landet?«, fragt Dietze. Und weist darauf hin, dass die Gewerkschaft alle miteinbeziehen will.

Damit dieser Wandel für alle Beteiligten angenehm verläuft, sieht die Gewerkschafterin die Unternehmen in der Pflicht. Diese müssten genau analysieren, was die Digitalisierung für ihren Betrieb bedeute. »Wir haben die große Sorge, dass Arbeitsplätze verloren gehen, wenn Firmen mit den Entwicklungen zu lange warten.«

Berlin als Standort gefällt Dietze gut, die alte Industrie neben den Start Ups. Sie weist darauf hin, dass die verschiedenen Arbeitsfelder voneinander lernen können. Denn Industrieunternehmen stehe manchmal ihr eigenes Großgewordensein im Wege, wohingegen Start Ups es schafften, Ideen schneller Raum greifen zu lassen. Das könne auch für große Unternehmen interessant sein, findet sie.

Neben der Digitalisierung will die Juristin außerdem dagegen kämpfen, dass Unternehmen zu viel von Leiharbeit Gebrauch machen. »Unbefristet einzustellen statt ewiger Leiharbeit ist eine Frage des sozialen Anstands und trägt zum sozialen Zusammenhalt bei«, sagt Dietze. Außerdem, »wenn Befristungen und Leiharbeit in Kette die Erwerbsbiografie bestimmen, schwimmt man wie auf einer Eisscholle im Klimawandel«, findet sie.

Dass sie als Frau an der Spitze einer Gewerkschaft eher männerlastiger Branchen ist, hat für sie keine große Bedeutung. Es sei nicht der erste Job, in dem sie sich beweisen müsse, sagt Dietze. Man lerne als Frau im Berufsleben schnell, ernstgenommen zu werden.

IG Metall Berlin scheint es gut zu gehen. Die Mitgliederentwicklung sei stabil und in etwa auf dem Vorjahresniveau, sagt Katerndahl. Auch unter den jüngeren Leuten gibt es wohl keine Nachwuchsprobleme, mit dem Zuwachs unter den Auszubildenden ist man zufrieden. Laut Eigenangaben sind elf Prozent der 35 000 Mitglieder Jugendliche oder Auszubildende. Insgesamt sind 21 Prozent Frauen.

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