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Scherbenhaufen
Bei der SPD Baden Württenberg herrscht Chaos. Die eigentliche Siegerin der Mitgliederbefragung will nicht mehr als Landesvorsitzende antreten
An der schwäbischen Fils liegt Leni Breymaiers Heimat. Dieser Nebenfluss des Neckars, an dem sie lebt, sollte nicht verwechselt werden mit Filz im Sinne eines unterstützenden Klüngels. Denn gerade die Unterstützung hat der baden-württembergischen SPD-Chefin bei der Mitgliederbefragung über die Besetzung des Landesvorsitzes gefehlt. Zwar ist Breymaier mit einer hauchdünnen Mehrheit von 39 Stimmen bei der Basis etwas beliebter als ihr Gegner Lars Castellucci. Sie selbst empfand den Zuspruch von 48,46 Prozent wohl eher wie ein halbleeres Glas Trollinger-Wein. Jedenfalls will sie beim Landesparteitag dieses Wochenende in Sindelfingen nicht wieder kandidieren. Die gelernte Einzelhandelskauffrau und Gewerkschafterin, die sich für die Große Koalition ausgesprochen hatte, will auch alle Ämter im Präsidium und Vorstand der Bundespartei niederlegen. Mit ihr geht nach zwei Jahren der versuchten Erneuerung auch Generalsekretärin Luisa Boos, die den Netzwerkern in der SPD wohl zu links war.
Lars Castellucci interpretiert sein schlechteres Ergebnis von 48,25 Prozent wohl eher wie ein halbvolles Glas Wein. Der migrations- und integrationspolitischer der SPD im Bundestag erklärte nach Breymaiers Verzicht, für den Parteivorsitz im Ländle antreten zu wollen. Die einen sind froh, dass für ihre Partei, die dort in Umfragen bei elf Prozent herumkrebst, überhaupt noch jemand Verantwortung übernimmt und finden ihn sympathisch. Andere kritisieren, dass die Kandidatur trotz weniger Zuspruch von der Basis auf ein etwas großes Selbstbewusstsein hindeute und er zu wenig Inhalt böte. Unabhängig von Argumenten ist der Ton zwischen beiden Lagern extrem rau und die Spaltung gravierend. Die Basis der SPD zu befragen hat entgegen Breymaiers Hoffnungen statt zu einem Befreiungsschlag mal wieder zu einem Scherbenhaufen geführt.
Inmitten dieses Chaos’ erklärt sich am Donnerstagabend in letzter Sekunde der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Andreas Stoch bereit, gegen Castellucci anzutreten. Als reiner Landespolitiker könnte er von einem gewissen Standortvorteil profitieren.
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