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U-Bahnhöfe nun doch für Obdachlose geöffnet
Stationen Moritzplatz und Lichtenberg stehen seit Freitag als Notunterkünfte für Wohnungslose zur Verfügung
Berlin. Seit Freitag stehen die U-Bahnhöfe Moritzplatz und Lichtenberg Obdachlosen als Notunterkunft offen. Auf ein entsprechendes Konzept einigten sich die Senatsverwaltung für Soziales und die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) nach »intensiven Gesprächen«, wie die Senatsverwaltung mitteilte. An dem Modellprojekt sind demnach die Bezirke Lichtenberg und Friedrichshain-Kreuzberg sowie der Berliner Stadtmission und die Sozialstiftung Karuna beteiligt.
Nachdem die Verkehrsbetriebe in den vergangenen Jahren bestimmte Bahnhöfe im Winter nachts für Obdachlose geöffnet hatten, sollte es das Angebot dieses Jahr wegen Sicherheitsbedenken eigentlich nicht mehr geben. Daraufhin hatte vor allem Sozialsenatorin Elke Breitenbach (LINKE) mangels alternativer Notunterkünfte Druck gemacht: Es werde nach einer Lösung für 80 bis 100 Menschen gesucht, die die Einrichtungen der Kältehilfe mit insgesamt 1200 Übernachtungsplätzen nicht nutzten.
Laut Senatsverwaltung sollen jede Nacht Streetworker von Karuna und der Berliner Stadtmission sowie Sicherheitsbeamte der BVG an den Stationen eingesetzt werden, um den Übernachtenden Hilfe anzubieten. Die Obdachlosen können zudem aufgestellte Toiletten kostenlos benutzen. In wenigen Wochen sollen außerdem mobile Wärmehallen an den Eingängen der Stationen errichtet werden. Die Kältebusse werden die Bahnhöfe regelmäßig anfahren.
Senatorin Breitenbach dankte allen Beteiligten dafür, »dass sie in einer schwierigen Situation den Dialog gesucht und gemeinsam eine Lösung gefunden« hätten. »Die gemeinsame Botschaft lautet: Niemand wird in Berlin in kalten Nächten einfach auf die Straße geschickt«, betonte die BVG-Vorsitzende Evelyn Nikutta. Das Unternehmen unterstütze »diesen Weg, der letztendlich nicht nur die Situation für die Schutzsuchenden entspannt, sondern auch im Sinne unserer Kolleginnen und Kollegen und unserer Fahrgäste ist«.
»U-Bahnhöfe sind keine geeigneten Nachtquartiere. Wenn obdachlose Menschen dennoch nachts nicht von dort weg wollen, ist es gut, ihnen vor Ort einen warmen und sicheren Raum anzubieten, um die Nacht zu überstehen,«erklärte Joachim Lenz, Direktor der Berliner Stadtmission. Er begrüßte die Einigung von Senat, den beteiligten Bezirken und der BVG. pa/nd
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