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- Gemeinnützige Deutsche Umwelthilfe
Die Front der PS-Junkies bröckelt
Der Umwelthilfe sollen die Bundesmittel gestrichen werden - für Manfred Kriener die letzte große Schlacht der Autoindustrie
Endlich ist der Schuldige am Diesel-Desaster gefunden. Nach drei Jahren weitgehender Untätigkeit der Bundesregierung, nach einer Serie von Fahrverboten für Dieselautos, hohen Geldstrafen für VW und Audi sowie längeren Gefängnisaufenthalten für mehrere Automanager ist der Fall klar. Das alles ist nur geschehen, weil die »Ökofetischisten«, »Autohasser« und »Totengräber der deutschen Automobilindustrie« ihr »Geschäft mit dem Umweltterror« betreiben. Gemeint sind - alle Zitate stammen aus aktuellen Medienberichten - die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und ihr Frontmann Jürgen Resch. Mit einer beispiellosen Kampagne wird versucht, der DUH Gemeinnützigkeit und Klagerecht abzuerkennen, ihre Sponsoren abspenstig zu machen. Ein ähnlich massives Vorgehen gegen eine Umweltorganisation hat es in diesem Land bisher nicht gegeben.
Der CDU-Parteitag hat in Hamburg den Beschluss gefasst, gegen die Umwelthilfe vorzugehen. Die FDP applaudiert. Und etliche Medien lassen nun die Hofhunde von der Leine. Allen voran der »Spiegel«. Dessen Redakteure stehen zwar ständig im Vorzimmer der Umwelthilfe, um neue Informationen zum Dieselskandal abzugreifen. Doch jetzt geht es in die andere Richtung. Endlich können Porsche- und Turbodieselfahrer in den Redaktionen ihre PS aufs Papier bringen und den grünen Latzhosenbrigaden und dem ganzen Umweltzirkus ordentlich eine einschenken. Wenn’s ums Auto geht, ist bekanntlich nicht nur das Chassis, sondern auch der Verstand tiefer gelegt. Die Überschreitungen der Stickoxid-Grenzwerte in den Städten nennt Bayern-Online »einen Hauch von einem Hauch von Nichts« - die Vokabel kannten wir bisher nur von Negligés schöner Frauen.
Was sich in Kommentaren und Berichten zur Umwelthilfe offenbart, grenzt an medialen Totalschaden. DUH-Chef Resch wird allen Ernstes angekreidet, dass er ein Studienabbrecher sei, ein Missionar, Vielflieger und selbsternannter Umweltschützer, der modische Brillen trage und viel Spätburgunder trinke. Und der ständig in irgendwelche Kameras spreche. Liebe »FAZ«: Soll er lieber in den Keller gehen, um seine Botschaft loszuwerden?
Schuld am Dieseldesaster ist der Überbringer der schlechten Nachricht. Schuld ist derjenige, der mit seinen Messungen an mehr als 100 Autotypen aufgedeckt hat und weiter aufdeckt, dass die Autoindustrie mit kriminellen Machenschaften vorsätzlich und ausdauernd betrügt. 90 Prozent aller Autos, die von der DUH im Realverkehr getestet wurden, überschreiten die zulässigen Abgasgrenzwerte erheblich - um das bis zu 17-fache. Schuld ist derjenige, der das Recht auf saubere Luft bei Gerichten einklagt und dort immer wieder gewinnt. Ausgerechnet die CDU, die sich als Hort für Recht und Ordnung inszeniert, nimmt der Umwelthilfe übel, dass sie das gesetzlich verbriefte Recht auf Gesundheit einklagt und gegen die Umweltverbrechen der Autokonzerne vorgeht.
Es ist erstaunlich, wie tief die Ressentiments gegen Umwelt- und Klimaschützer noch immer in Teilen unserer Gesellschaft verwurzelt sind. Da kommt viel unterdrückte Wut auf jene grünen Spielverderber und Spaßbremsen zum Vorschein, die uns ständig daran erinnern, dass wir diesen Planeten ruinieren. Dass es so nicht weitergehen kann.
Gleichzeitig zeigen die Wahlerfolge der Grünen oder die Autoabstinenz der jungen Leute, dass die Front der PS-Junkies bröckelt. Die Liebe zum Auto erlischt, das Haltbarkeitsdatum für die Rallyestreifenerotik läuft ab. Ohnehin ist das Grundrecht auf freie Raserei längst im Stau erstickt. Da erscheinen das konzertierte Bashing der DUH und der Kampf gegen Fahrverbote wie ein letztes Aufbäumen. Noch einmal schwingt sich der mediale Arm der Autogesellschaft auf - zumindest zur verbalen Raserei. Doch der Aufstand geht ins Leere. Die Umwelthilfe wird Gemeinnützigkeit und Klagerecht behalten. Die drei Ministerien, die Projekte der Umwelthilfe unterstützen, reagieren cool. So hat die Umweltorganisation zwar mit der Telekom, Krombacher und Toyota wichtige Sponsoren verloren, die auf Druck der Autoindustrie ihre Unterstützung beendet haben. Dafür hat sie aber viele neue Fördermitglieder gewonnen. Und die gesellschaftliche Restvernunft spendet lauten Beifall für ihre wertvolle Arbeit. Im Dieselskandal ist die Umwelthilfe der wichtigste Akteur, um Luft und Lebensqualität in unseren Städten zu verbessern und Politik und Behörden Beine zu machen. Und um die arrogante Allmacht der Autoindustrie zu brechen.
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