Menetekel für Spanien

Martin Ling über die Rechtsregierung in Andalusien

Der Tabubruch ist perfekt: Spaniens rechte Volkspartei PP und die neoliberalen spanischen Nationalisten von den Ciudadanos (Bürgern) lassen sich in Andalusien von der rechtsextremen und sich offen zum spanischen Franco-Faschismus bekennenden VOX tolerieren: Damit steht die Rechtsregierung, auch wenn die VOX auf ihr dem Vernehmen nach angebotene Ministerposten verzichtet und die Wahl des Ministerpräsidenten erst für Januar ansteht. Doch die Wahl der Parlamentspräsidentin Marta Bosquet von den Ciudadanos mit den Stimmen der VOX ist ein eindeutiger Fingerzeig, wohin die Reise in Andalusien geht: weit nach rechts außen.

Die Entwicklung in Andalusien zeigt, dass in Spanien 2019 eine grundlegende Weichenstellung ansteht: Das rechte Dreierbündnis in Andalusien könnte zum Modell für die in Spanien anstehenden Wahlen werden: Sicher sind die zeitgleich mit den Europawahlen am 26. Mai anstehenden landesweiten Kommunalwahlen und die Wahlen in 13 der 17 Regionen, nicht auszuschließen sind 2019 zudem vorgezogene Wahlen für das spanische Parlament, da der sozialdemokratische Premier Pedro Sánchez über keine eigene Mehrheit für einen Haushalt verfügt.

Der 26. Mai wird so oder so zu einer spanienweiten Richtungsentscheidung: Bei den vergangenen Kommunalwahlen 2015 gewannen als Ausläufer der 2011 entstandenen Empörten-Bewegung Listen links der Sozialdemokratie unter anderem die gewichtigen Rathäuser der Großstädte Madrid, Barcelona, Valencia und Saragossa. Über die Bilanz der linken Stadtregierungen, die überall aufgrund der Mehrheitsverhältnisse zu Bündnissen mit etablierten Parteien gezwungen sind, gehen die Meinungen auseinander, dass es ein Versuch wert war und eine Wiederholung durchaus begrüßenswert wäre, ist in der Linken weitgehend unumstritten. Doch die Richtungsentscheidung geht weit über Kommunal- und Regionalwahlen hinaus. Ministerpräsident Sánchez wird sich entscheiden müssen: Kooperation mit Katalanen und Basken und die Initiierung eines verfassunggebenden Prozesses oder Festhalten am Status quo gemeinsam mit der spanischen Rechten. Damit würde die Polarisierung des Landes bis zum Zerfall fortschreiten. 2019 wird vorentscheidend.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -