Quo vadis Ungarn?

Karlen Vesper über den jüngsten Schurkenstreich Orbáns

  • Lesedauer: 1 Min.

George Hodos und Imre Kertész würden sich im Grabe umdrehen angesichts dessen, was sich heute in ihrer Heimat tut. Der Überlebende der stalinistischen Rajk-Prozesse und Autor eines Standardwerkes über »Säuberungen« in Osteuropa wie auch der Shoah-Überlebende und Literaturnobelpreisträger würden sich empören über den jüngsten Schurkenstreich Orbáns. In einer Nacht-und-Nebel-Aktion wurde das erst 1996 in Budapest eingeweihte Denkmal für den Reformkommunisten Imre Nagy demontiert, des umsichtigen Premiers in unruhigen Zeiten, 1956 zum Tode verurteilt.

Wiedererrichtet werden soll stattdessen ein Monument für die »Opfer der kommunistischen Räterepublik«, deren Gründer Béla Kun, nebenbei bemerkt, 1938 von Stalins Bütteln erschossen wurde. Das antikommunistische Schandmal hatte der faschistische Diktator und Hitler-Kumpan Miklós Horthy aufstellen lassen. Quo vadis Ungarn?! Es graust und gruselt einen.

Kertész hatte aus Protest gegen Orbáns Antisemitismus den ungarischen PEN verlassen, Hodos betonte am Lebensabend, nach der Wende ’89, dass »der triumphal verkündete Tod jeder Alternative zum real existierenden Kapitalismus nicht von Dauer sein kann, sie bleibt das Gewissen der Menschheit, das Ergebnis kritischen Denkens, das das Mögliche dem Bestehenden entgegenstellt«. Gibt’s in dem Sinne Hoffnung für Ungarn? Hm.

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