- Politik
- Korruption
Fünfter Protestsamstag in Belgrad
Tausende Serben protestieren gegen Präsident Vucic / Präsident sagt plötzlich er sei bereit, »mit den Menschen zu reden«
Belgrad. In der serbischen Hauptstadt Belgrad sind erneut tausende Menschen gegen Präsident Aleksander Vucic auf die Straße gegangen. Die Teilnehmer der fünften Proteste an einem Samstag in Folge kritisierten den ihrer Ansicht nach zunehmend autoritären Regierungsstil des Präsidenten. Zudem forderten sie den Rücktritt des Chefs des öffentlichen Dienstes in Serbien.
»Serbien erhebt sich allmählich, ganze Städte erheben sich«, sagte der Schauspieler Branislav Trifunovic vor dem Demonstranten laut einem Bericht des privaten Fernsehsenders N1. »Wir werden immer mehr.« Trifunovic ist einer der Anführer der Protestbewegung.
Jeden Tag lesen rund 25.000 Menschen unsere Artikel im Internet, schon 2600 Digitalabonennt*innen und über 500 Online-Leser unterstützen uns regelmäßig finanziell. Das ist gut, aber da geht noch mehr! Damit wir weiterhin die Themen recherchieren können, die andere ignorieren und euch interessieren. Hier mitmachen!
Wie bei den vorangegangenen Kundgebungen liefen die Teilnehmer hinter einem großen Banner mit der Aufschrift »Einer von fünf Millionen« durch die Straßen von Belgrad. Die Aufschrift bezieht sich auf eine frühere Äußerung des Präsidenten, er würde den Forderungen der Opposition selbst dann nicht nachgeben, wenn fünf Millionen Menschen demonstrierten.
Der Demonstrationszug hielt vor dem Sitz des öffentlichen Rundfunks, wo Kerzen angezündet wurden, wie die serbische Nachrichtenagentur Beta berichtete. Die Opposition wirft der Regierung vor, die Medien und die Zivilgesellschaft mundtot machen zu wollen. Anschließend zogen die Demonstranten weiter vor den Amtssitz des Präsidenten. Dort riefen sie laut Beta »Vucic, Dieb«.
Auch in anderen Städten Serbiens gab es Proteste. Mehrere hundert Menschen gingen in Kragujevac und und rund 50 Menschen in Novi Sad auf die Straße.
Vucic bezichtigte die Opposition am Samstag, mithilfe der Proteste nach der Macht zu greifen. Dennoch zeigte er sich bereit, »mit den Menschen zu reden«. Gespräche mit »Dieben« und »politischen Betrügern« schloss er jedoch aus. Mit dieser Äußerung bezog er sich auf die serbische Opposition.
Die Proteste hatten unter dem dem Motto »Stoppt die blutigen Hemden« nach der brutalen Attacke gegen den Oppositionspolitiker Borko Stefanovic die Proteste begonnen: Maskierte Schläger hatten den Chef der »Linken Serbiens« Ende November vor einer Kundgebung in der Provinzstadt Krusevac aufgelauert und ihn mit Metallstangen krankenhausreif geprügelt. Die Demonstrationen, die am 8. Dezember begonnen hatten, sind die ersten bedeutenden Proteste seit dem Frühjahr 2017, als nach dem Wahlsieg von Vucic tausende zumeist junge Serben auf die Straße gegangen waren. AFP/nd
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.