Heidekrautbahn soll aufblühen

Auf der 1961 stillgelegten Strecke nach Wilhelmsruh sollen 2023 wieder Pendler fahren

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 3 Min.

»20 Jahre wurde diskutiert, heute wird unterschrieben«, freut sich Susanne Henckel, Chefin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) am Donnerstagnachmittag. Sie meint die Planungsvereinbarung zur Reaktivierung der Stammstrecke der Heidekrautbahn für den Nahverkehr. Bis 2023 soll die knapp 14 Kilometer lange Strecke von Basdorf über Mühlenbeck und das Berliner Märkische Viertel zum S-Bahnhof Wilhelmsruh wieder in Betrieb genommen werden. 23 bis 30 Minuten sollen die Züge für die auf Tempo 80 ausgebaute Strecke dann brauchen. Seit dem Mauerbau 1961 fuhren die aus Groß-Schönebeck und Schmachtenhagen kommenden Züge ab Basdorf Richtung Berlin-Karow. Auch dieser Streckenzweig soll weiter in Betrieb bleiben. Nur Güterzüge verkehrten noch zu den Bergmann-Borsig-Werken in Berlin-Wilhelmsruh. Heute nutzt der Schienenfahrzeughersteller Stadler Pankow die Verbindung. Die letzten paar Hundert Meter zum S-Bahnhof Wilhelmsruh wurden abgebaut.

Es ist das erste Projekt in einer so konkreten Phase der Berlin-Brandenburgischen Kooperation »i2030«, die für einen beschleunigten Ausbau der Schieneninfrastruktur in der wachsenden Region sorgen soll. Die Beschleunigung gelingt, indem die Länder die Planungskosten für neue Gleise vorstrecken.

»Es ist wichtig, dass wir auf allen Korridoren Planungsvorlauf gewinnen«, sagt Brandenburgs Infrastrukturministerin Kathrin Schneider (SPD). »Wir wollen zeigen, dass wir mit großer Geschwindigkeit vorangehen«, erklärt die Berliner Verkehrssenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne).

So schnell würde es nicht gehen, wenn die Niederbarnimer Eisenbahn (NEB), der die Strecke gehört, nicht schon in Vorleistung gegangen wäre. Für den Bau eines neuen Bahnsteigs hatte das Unternehmen bereits 2011 einen Planfeststellungsbeschluss erlangt. Bis 2020 ist die Baugenehmigung noch gültig. Außerdem wird dieser Tage die Vorplanung abgeschlossen. Die Güterzüge verkehren derzeit mit Tempo 30 und müssen an jedem Bahnübergang anhalten, da es derzeit keine Schranken gibt.

»Ich freue mich sehr, dass es gelingt, nach vielen Jahren der Bemühungen dieses Projekt jetzt deutlich voranzubringen«, sagt NEB-Geschäftsführer Detlef Bröcker. Am 29. Januar soll im Ortsteil Schildow der Gemeinde Mühlenbecker Land mit der Heidekrautbahn-Konferenz die Bürgerbeteiligung starten.

Der Landkreis Oberhavel ist Feuer und Flamme für das Projekt. 15 Millionen Euro hat der Kreistag dafür schon bewilligt, um die Baukosten, die wohl Brandenburg größtenteils tragen müsste, vorzustrecken. »Die Gemeinden Glienicke/Nordbahn und Mühlenbecker Land haben zusammen 30 000 Einwohner und bis auf einen S-Bahnhof keinen Schienenanschluss«, begründet Landrat Ludger Weskamp (SPD) das Interesse. Innerhalb von 20 Jahren hat sich die Einwohnerzahl verdreifacht, die Pendler stehen im Stau.

Ab 2023 soll die NEB einmal pro Stunde nach Wilhelmsruh fahren, fünf bis sieben Jahre später soll es weiter nach Berlin-Gesundbrunnen gehen, dann sogar im Halbstundentakt. Vor zehn Jahren wurde mit zusätzlich 2500 Fahrgästen pro Tag gerechnet, es dürften deutlich mehr werden.

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