Helfen, nicht abwehren

Europäische Hilfswerke fordern in einem offenen Brief sichere Häfen für Mittelmeerflüchtlinge

  • Lesedauer: 2 Min.

Berlin. Zahlreiche europäische Hilfsorganisationen haben die Bundesregierung aufgerufen, sich für schnelle und verbindliche Verfahren für die aus Seenot geretteten Flüchtlinge einzusetzen. Jedes Mal, wenn ein Schiff Geflohene im Mittelmeer gerettet habe, führten die EU-Regierungen quälende und langwierige Debatten darüber, wo das Schiff anlegen und welche Länder die Geretteten aufnehmen könnten, hieß es in einem am Freitag veröffentlichten offenen Brief an Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD) und Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU).

Seit mehr als sechs Monaten versuchten die EU-Regierungen erfolglos, sich auf ein Verfahren zu einigen. Derweil seien seit Januar 2018 mindestens 2.500 Frauen, Kinder und Männer im Mittelmeer ertrunken.

Dennoch übten europäische Regierungen unangemessenen Druck auf die privaten Organisationen aus, die im Mittelmeer Geflohene suchten und retteten, statt sie zu unterstützen, hieß es in dem Brief von knapp 40 Organisationen und Initiativen, darunter »Ärzte ohne Grenzen«, Oxfam, Pro Asyl und Caritas Europa. Auch die EU-Marinemission »Sophia« laufe Gefahr, eingestellt zu werden, weil sich die Regierungen nicht darauf einigen könnten, wo die Geretteten von Bord gehen sollten.

Stattdessen würden die Menschen nach Libyen zurückgebracht, wo sie mit großer Wahrscheinlichkeit willkürlich inhaftiert, misshandelt, gefoltert oder in die Sklaverei verkauft würden, heißt es in dem Brief. Laut den UN seien 2018 über 15.000 Migranten nach Libyen zurückgebracht worden. Laut internationalem Recht sollten auf See gerettete Menschen jedoch an den nächsten sicheren Ort gebracht werden. Das Recht, Asyl zu suchen, sei in den Verträgen der EU ebenso verankert wie der Grundsatz der Nichtzurückweisung.

Vom EU-Rat für Justiz und Inneres, der am Donnerstag kommender Woche in Bukarest zu einem informellen Treffen zusammenkommt, fordern die Organisationen die Unterstützung von Such- und Rettungsaktionen im Mittelmeer, zügige und verlässliche Ausschiffungsregelungen und das Ende der Rückführungen nach Libyen. Angesichts der immer dramatischeren Situation im Mittelmeer müssten diese Maßnahmen umgehend ergriffen werden.

Zuletzt mussten 47 Flüchtlinge an Bord der »Sea-Watch 3« zwölf Tage lang ausharren, bis sie am Donnerstag in der italienischen Hafenstadt Catania an Land gehen konnten. Davor hatten die EU-Staaten tagelang über die Verteilung der Geretteten verhandelt. epd/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.